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Wer prüft hier wen?

Gestern war sie im Briefkasten, die Karte für das Heimspiel gegen Internazionale Milano und jetzt weiß ich, wie schwierig es ist, von Spiel zu Spiel zu denken und den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu machen. Das nächste Spiel ist immer das Schwerste. Ja klar.  Aber Hoffenheim? Die hauen wir doch einfach wäch. Und dann. Und dann.

Mein Vertrauen in unsere Mannschaft ist im Moment fast schon grenzenlos und ehrlich gesagt erschreckt mich das ein bisschen. Die kostbaren Erinnerungen an große Eintracht-Momente, die ich über viele Jahre  gepflegt habe, scheinen irgendwie immer mehr zu verblassen und in den Hintergrund zu rücken. Neue schillernde Figuren, neue Helden schieben sich vor die Helden der Vergangenheit. Und auch die langen, irgendwie geliebten Jahre, in denen die Eintracht eine vermeintliche graue Maus war und ich trotzig, stolz, angefeindet und unbeirrbar durch Mainz lief, alles irgendwie in weite Ferne gerückt. Widerstand zwecklos. Keine Zeit für Nostalgie. Der Fußball, den die Jungs spielen, diese Coolness, dieser Wille,  dieser spielerische Glanz - das ist einfach zu erstaunlich und entwaffnend. Nur  eine Liebe auf Zeit, weil im nächsten Jahr alles wieder auseinander fällt? Wieder ein Neufang? Mir im Moment egal. Es ist wie es ist.

Heute also, Hoffenheim. Mit einem fast letzten Aufgebot - Vogt, Hübner, Kaderabek fehlen, aber da sind ja immer noch Joelinton. Und Kramaric. Und vielleicht auch mal wieder  Reiss Nelson.  Wir: In Bestbesetzung und  mit voller Power nach vorn. Ohne Abraham und auch noch ohne Fernandez, aber mit Hasebe und Rode als Doppelsechs und  hinten wieder mit Touré. Ich bin gespannt wie Kostic  seine neue alte Rolle -  etwas weiter vorne auf der Außenbahn-  ausfüllen wird.  Aber - hey - wer sollte uns stoppen, wo wir doch grade fliegen.

Gestern bin ich durch Mainz gelaufen, das an diesen Fastnachtsnachmittagen außerhalb der fastnachtlichen Hoch-Zeiten ein wunderbar melancholisches Flair verbreitet. Der Himmel grau, einzelne Regentropfen. Ein kräftiger Wind weht über die Rheinterassen, ein einsamer, noch geschlossener Weinstand, der im Wind in den Angeln knarzt.  Alles wie leergefegt. Vor mir schlendert mit wiegendem Schritt ein nicht mehr ganz junger Mann, der als Cowboy verkleidet ist. Weste mit Fransen, Cowboyhut. Er geht leicht gebeugt und hat seinen Hut tief ins Gesicht gezogen. An seinen Hüften baumeln lässig zwei Colts. "Und dann geht er ganz dicht an den Schaufenstern lang, und überprüft darin seinen Cowboygang..."

Und so werde ich es heute nach dem Sieg gegen Hoffenheim halten. Einfach durch den Regen laufen, ganz still zuhause ein kaltes Bier trinken, mich großartig fühlen und an das nächste Spiel denken. Das ist ja immer das Schwerste.




Kommentare

  1. Wollte ich wirklich melancholisch abgeklärt schlendern? Nicht mit dieser Mannschaft. Wahnsinn. Unglaublich. Großartig. 90 Minuten Tempo und Leidenschaft. Sorry, 96 Minuten. "Das ist kein Spiel, das iSt ein Naturereignis." (Sky-Reporter)

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  4. Vielleicht sollten wir den Satz neu formulieren: "Das nächste Spiel ist immer das spekulärste. "

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  5. Naja, Kerstin, die Graumausjahre gehören natürlich mit dazu, so wie Friedhelm Funkel, Heribert Bruchhagen, das Rückgrat der albanischen Nationalmannschaft etc. etc. Ohne diese Zeit - und sie war weiß Gott weder kurz noch homogen - würde sich das heute nicht so anfühlen. Es ist, klar, wir wissen es, eine Episode. Aber eine verdammt tolle, vielschichtige, wunderbar in allen ihren vielen Facetten. Und wir freuen uns: JETZT.
    (Später wird es vielleicht mal heißen: "Jetzt / ist lange her".

    Was hast Du uns eigentlich (oben) vorenthalten ^^

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    1. Ich würde euch doch nie nicht etwas vorenthalten 😉. Der Browser hing und da habe ich im närrischen Überschwang den gleichen Text drei mal gepostet und wenn ich endgültig lösche passierts manchmal, dass mehr verschwindet als ich will und so stehen die fehlenden Kommentare jetzt still und geheimnisvoll.

      Ja, ohne all das "Graue" würde sich all das Wunderbare heute nicht so anfühlen. Irgendwie fürchte ich halt manchmal, dass es - sagen wir mal - seine identitätsstiftende Wichtigkeit verliert. Und das fühlt sich bei sllem Glück auch ein bisschen nach Verlust von etwas an.

      Im Moment geht es zusammen - auch im Erfolg ist das so durch und durch Eintracht - ein bisschen anarchisch, witzig, abgedreht, eigen. Und auch wenn wir für viele Spieler "nur" Durchgangsstation sind - was sind das durchweg für tolle Jungs, jeder auf seine Art echt und voll dabei.

      Ich glaube übrigens nicht, dass sich das im Moment um eine Episode handelt. Die Spieler, die jetzige Zusammensetzung der Mannschsft, die schom. Abet aufs Gsnze denke ich, dass wir den einigermaßen dauerhaften Durchbruch nach oben geschafft haben und jetzt wieder zur Gruppe der "großen" Vereine in Deutschland gehören bzw. zu denen, die regelmäßig vorne mitspielen können. Ähnlich wie Gladbach das Anknüpfen an die großen Zeiten in gewisser Weise wieder geschafft hat. Ganz so euphorisch und weit und wild wie im Moment wird es sich wohl nicht immer anfühlen, geht ja gar nicht, aber einfach wieeder nach unten durchrutschen? Glaub ich in den nächsten Jahren erstmal nicht. Zumal dann, wenn wir (Hallo lieber Briegel) demnächst in Baku den Pokal putzen :)

      Kann kaum sagen wie sehr ich mich auf das freue was in den nächsten Wochen noch kommt....baaaaaah...

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  6. Habe gerade insgesamt circa zwei Dutzend Identifizierungsversuche als Non-Robot absolviert, was wirklich sehr nervt. Mag sein, dass ich ab und an daneben lag, aber sicherlich nicht in der Mehrheit der Fälle. So blöd kann ein Einziger eigentlich net sein, oder? Außerdem will ich garnicht lange darüber nachdenken. Wie lange meine Nervve des nocht mitmache - mer waaß es net ...

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    1. So ein Mist. Ich dachte, dass Robot Problem sei beseitigt. Hab den eigentlich deaktiviert ' offensichtlich nicht richtig. Tut mir leid. Ich schau morgen nochmal, was ich da noch ändern kann. Danke fürs trotzdem kommentieren.

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  7. Hey Babie,lass uns nach Baku fahren,den Uefa-Pokal putzen. Und der Präsident lacht, v.a.über gebeutheltes Recht,wenn ich an die ganzen Spruchbänder denke.Aber so wie Friedhelms und Herris Zeit wichtig für die Erdung war(da standen wir kurz vor dem Zwangsabstieg aus der 2. Liga),v.a. nicht so zu enden wie einige andere große Clubs, so ist es nun die Zeit vom Fredi und ( z.Zt.) Adi Hütters. Bobić macht einfach viel richtig,nicht alles, aber schon mehr als bei seinen vorherigen Tätigkeiten.

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    1. Jaaaaaaaa! So machen wir's - ich seh den Pokal schon im Sonnenuntergang leuchten und was unser Präsi dann alles anstellt, will ich vielleicht gar nicht soooo genau wissen :D.

      Na klar, wenn man sich anschaut, was derzeit z.b. noch von Lautern übrig ist und wie kurz vor knapp wir noch von der Schippe gesprungen sind - da muss man einfach nur drei Kreuze schlagen und dankbar sein, auch wenn einem nicht alles gefällt und seinen Preis hat.

      Kreppel statt Beuthel :) Die Spruchbänder waren großartig. Für mich war auch schon die abgesagte Choreo bzw. die Berge von Fähnchen (...des wär ihne ihr Choreo gewesen...) im Innenraum ein in gewisser Weise großer Moment nicht nur des Protests, sondern irgendwie auch der Unabhängigkeit. Zumal das Stadion dann auch ohne Choreo gebebt hat.

      @Bobic: ich werde es nie schaffen, ihn zu mögen - aber es ist wie du sagst - er hat dazu gelernt und irgendwas muss er im Moment verdammt richtig machen.

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    2. Wes Beuthel Wind sät, wird Sturm ernten (uralte maghrebinische Spruchweisheit).

      Ihr habt ja alle so recht. Aber ohne Freddie, Heri & Co. wäre die Stadionwoschd heut billiger.

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  8. Als Fan gilt der Satz "...in guten wie in schlechten Tagen..." auch, oder erst recht. Im Moment haben wir eindeutig die guten Tage und ich genieße sie! ��

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