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Sommerschnipsel: Dicke Bretter und helle Sterne

Da findet er also doch ein Ende, der Sommer, der kein Ende zu nehmen schien, und der schließlich doch - wutsch - plötzlich auf der Sommerzielgeraden einbiegt. Immer noch warm, immer noch Sommer, aber es liegt so ein Hauch von "bald vorbei" in der Luft.

Ist es der nahende Saisonstart oder sind es Folgen der Hitze? Fürs erste habe ich meinen Frieden gemacht mit dem Kommen und Gehen bei der Eintracht und beobachte mit einem gewissen Vergnügen die ständig neuen Namen und Gesichter. Bunt und südlich wird es in der neuen Saison, ob auch erfolgreich, das steht vorläufig in den Sternen. Gonzalo Paciencia, Lucas Torró, Allan Souza, Chico Geraldes. Da sind Nicolai Müller, Evan N'Dcka  und Trainer Adi Hütter  schon ein alter Hut und gehören praktisch zum alten Eisen. Ganz wie Ante Rebic, der tatsächlich noch eine Weile ein Adler bleiben wird.

Sehr cool und aus der Hüfte war die Mitteilung, die da am Freitag blitzschnell die Runde machte.. Zufällig war ich in Facebook auf die kurzfristig anberaumte Pressekonferenz und den Live-Stream aufmerksam geworden und habe mich eingeklinkt. Da ging es zunächst um die Vertragsverlängerung von Fredi Bobic und Axel Hellmann. Und es ging um Bretter. Dicke bzw. sehr dicke Bretter, die gebohrt werden müssen.  Es ging um Vertrauen und Rückhalt. Um Einigkeit im Vorstand. Und um Professionalisierung, die niemals still stehen darf. Nach diesem und anderem Geplänkel, nach immer wieder hingestreuten Hinweisen zu anderen Vereinen, die sich "extern kapitalisieren" und  ihre Bretter also schon gebohrt haben, war ich mir sicher, dass uns im Folgenden Rebics Abgang nach Irgendwo mitgeteilt werden sollte. Aber dann: Ätsch, bätsch. Überraschung.  Er bleibt und er hat Vertrag bis 2022. Staun. Jubel. Und auch wenn jeder weiß, dass Bruda mit großer Wahrscheinlichkeit keine weiteren vier Jahre ein "Adlerträger" (so heißt das jetzt) sein wird, ist sein Bleiben eine rundum erfreuliche Nachricht. Zumindest der Hauch einer sportlichen Kontinuität, aber eben auch ein image-strategischer Zugewinn. Die Eintracht zeigt, dass sie, wenn sie will, Spieler auch dann halten kann, wenn sie von anderen Vereinen umworben werden und stärkt damit ihre Position im Umgang mit den "Großen".

Heute dann also der seit neuestem auch unter uns Eintrachtlern beliebte Supercup und der erste offizielle Auftritt der wieder einmal neuen Eintracht. Adi Hütter "tickt" - wie einst Armin Veh - "offensiv" und will der Eintracht  - wie Niko Kovac den Bayern - ein neues Gesicht verpassen. Mal sehen, wem selbiges bereits gelungen ist. Weitere Neuverpflichtungen bei der Eintracht stehen ja bereits im Raum und wenn die Deutsch-Quote nicht stimmt, werden sich sicher am Riederwald noch ein paar Youngster finden, denen man pro Forma einen Profivertrag in die Hand drücken kann. Oder zur Not eben einem der vorhandenen Ernährungsberater.

Was auch immer die neue Saison bringt: Wir haben den Pokal, wir haben zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder einen Titel, den nimmt uns keiner, und die anstehende Tour d'Europe wird unseren Gute Laune-Pegel noch eine lange Weile ganz oben halten. Die tollsten Fans, die grandiosesten Auftritte im Europäischen, die kreativsten, großartigsten, lautesten. Das steht ja ohnehin bereits fest. Vor zwei Wochen war im Eintracht- Museum ein überaus gut besuchter Pokaltag und -wie zu lesen war - musste man zwischenzeitlich in der Schlange für ein Foto mit dem Pokal eine Stunde Wartezeit einkalkulieren. Bei 36 Grad kann man das schon mal machen. War vielleicht auch ein Learning für den gestrigen Familientag im Waldstadion: Die Anzahl der Glücklichen, die sich mit Pokal in Szene setzen konnten, wurde dort auf 400 begrenzt und funktionierte gegen Entgelt. Wie teuer das Ticket für die persönliche Begegnung mit dem Pokal war, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Gelohnt hat sich sicher auch der Merch der neuen (Zitat Peter Fischer) "Gänsehaut-Trikots", auch wenn es den Ante Rebic-Flock nur am Tag der Vertragsverlängerung gratis dazu gab.

Auch bei den Eintrachtlern, die im Finale dabei waren, hat der Pokal im wahren Wortsinn nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Marco Russ hat ein Pokal-Tattoo auf seinem Oberschenkel. Mein Adler-Freund Frank hat es auf der Wade. Neu-Dortmunder Marius Wolf hat es auf dem Schienbein. Wenn der Pokal da nur keine Dellen bekommt (zumal Wolf, wie ich seinen Instagram-Posts zu entnehmen glaube,  ein bisschen arg an seinem cool as cool can be-Image strickt und hoffentlich nicht vollends abhebt).

Neben dem Antedankfest, das wir ja künftig an jedem 19. Mai (vielleicht zusätzlich auch am 10. August) eines Jahres feiern werden, gibt es eine immer größere Zahl mehr oder weniger sinnvoller Jahres- und Gedenktage. In den vergangenen Wochen waren das  - nur als kleine Auswahl - der Tag des Cowboys (28. Juli), der Tag des Emojys (17. Juli) und der Tag des Käsekuchens (30. Juli). Der Tag des Regens (am 21. Juli) ist in hiesigen Breiten leider komplett spurlos vorübergegangen, während der Tag der Wassermelone (am 5.8.) im Moment täglich begangen wird.

Ein weiterer Freudentag steht uns noch bevor. Nein, ich meine im Moment nicht die Auslosung der kommenden Eurocupgegner, sondern die Verabschiedung von Alex Meier, die  "doch" (!) stattfinden wird. Zwar nicht wie ursprünglich geplant heute Abend beim Supercup, sondern im Rahmen eines Bundesligaspiels.  Und ich hoffe wirklich sehr, dass Alex Meier konsequent genug ist, auf dieses Angebot zu verzichten - ich denke, er sollte jetzt seinen Weg ins Freie gehen und sich nicht dazu hergeben, sich für eine weitere offizielle Jubelübung zu verbiegen. Wie wäre es eigentlich mit einem unabhängig von der Eintracht organisierten Abschiedsspiel im Stil von Zico24 - irgendwo im Hinterland?

Alles hat seine Grenzen?  Jedenfalls gehen "die Weiten noch nicht in die Höhe", wie gestern ein Reporter bei der Leichtathletik EM in Berlin beim Weitsprungwettbewerb der Frauen feststellte. Weiter geht in den kommenden Monaten und Jahren auf jeden Fall die Professionalisierung der Eintracht. Das hat sie mit den Reformen gemeinsam. Beide sind sozusagen alternativlos und in unser aller Interesse, auch wenn - wie Ingo Durstewitz in der Frankfurter Rundschau treffend anmerkt - unter dem Deckmäntelchen der Professionalisierung "allerlei Schabernack" getrieben wird. Wer erfolgreich sein will, muss dies und er muss auch das und er muss am Ende alles, was vermeintlich dazu beiträgt, dauerhaft vorne mitzureden.  Apropos reden: Als gewohnt Reform-resistent zeigt sich in diesen Tagen einmal mehr Ex-Eintracht Trainer Friedhelm Funkel, der sich in Düsseldorf einer Professionalisierungsanweisung seines Vorstands widersetzt und partout auch weiterhin das sagen will, was er will, und dazu steht, was er sagt, ganz ohne vorherige Autorisierung. Er war halt schon immer ein unverbesserlicher Sturkopf ,-)

So ist das, man muss immer aufpassen, dass man vor lauter Brettern den Himmel nicht mehr sieht. Heute Abend zum Beispiel. Da ich nicht im Stadion, sondern nur vor dem Fernseher dabei sein werde, werde ich mich nach dem Spiel aufs Bänkchen hinters Haus setzen, den Blick nach oben richten und dort ganz sicher die eine oder andere Schnuppe entdecken. Dann wünsche ich mir was. Vielleicht ja ein paar weniger dicke Bretter.

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