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"Und was meint ihr?"

Not macht erfinderisch. Hat meine Oma immer gesagt. Allerdings war dabei nicht die Rede vom Fußball, sondern davon, aus wenig oder gar nichts möglichst viel zu machen. Mmh – passt also doch.

Heute spielt die Eintracht in Hannover, erfahrungsgemäß nicht gerade unser Lieblingsgegner. Dort werden wir  – wie überall zu lesen war – runderneuert auftreten.  Wir "stellen uns neu auf". Ein "neues Denken" hat Einzug gehalten. Die Leistung im Spiel gegen Gladbach war zwar "nicht bundesligareif", eine Änderung ist aber trotzdem "kein unüberwindbares Hindernis" Statt Raute und offensivem Ballbesitzfußball steht jetzt die Verstärkung der Defensive auf dem Plan. Mir erschließt sich nicht ganz, wie man etwas, das nicht vorhanden war, ändern will, aber möglicherweise schließt ja das Nicht-Vorhandensein trotzdem die Möglichkeit des Werdens ein. Wir werden sehen.

Der bisherige Verlauf der Saison ist jedenfalls aufgearbeitet:  In der ersten Halbzeit gegen Berlin war es „noch gut“, aber die letzten zweieinhalb Spiele „war es gar nicht gut“.  Das ist absolut zutreffend und entspricht in etwa dem, was ich eine messerscharfe Analyse nenne.  Armin Veh, kann zwar nicht erklären, "warum der Stecker bei uns raus ist.  Trotzdem weiß er, dass wir „den Stecker jetzt wieder rein bekommen müssen“, was immerhin voraussetzt, dass wir wissen, wo die Steckdose ist.  

Die neu formierte Abwehr ist im Wesentlichen die alte. David Abraham ist verletzt. Marco Russ wird also einmal mehr auf dem Platz - und mit ziemlicher Sicherheit auch im Interview nach dem Spiel -  Gelegenheit haben, den Hut  nicht  einzuziehen. Statt - nicht vorhandener - Raute spielen wir jetzt außerdem wieder mit zwei 6ern, obwohl auch die natürlich  "nicht das alleinige Allheilmittel sind."

Da wir nicht nur hinten nicht dicht, sondern auch nach vorne wenig durchschlagkräftig sind, wird auch da etwas verändert. Die linke Seite ist seit geraumer Zeit als Schwachstelle - bzw. als nicht vorhanden -  ausgemacht. Klar, hier fehlt Takashi Inui.  Der hatte zwar in seinen letzten Wochen bei der Eintracht fast schon einen Status wie Benni Köhler und Alex Meier zu Funkel-Zeiten ("Wenn ich den schon wieder seh..."), ist aber inzwischen zum rückwärtsgewandten Heilsbringer geworden. ("Wenn mer den nur noch hätt...")

Auch sonst zeigt das neue Denken bereits Wirkung. Eben war noch die Rede von „jungen Männern statt alten Hasen“, mit denen wir nach Vorne denken wollten. Für die linke Seite wurde explizit deshalb kein „gestandener Spieler“ verpflichtet, um den jungen Spielern „den Weg nach vorne nicht zu verbauen.“  Dumm, dass „die jungen Spieler in der jetzigen Situation keine Option“ sind. Stattdessen versuchen wir es mit Bastian Oczipka auf der linken Außenbahn und sind also wiedermal dabei, Löcher zu stopfen und irgendwie über die Runden zu kommen - anders ausgedrückt: Wir sind in "Experimentierlaune".

Nichstdestotrotz ist die Stimmung im Training gut – "warum auch nicht? Wer konzentriert arbeitet, darf auch lachen". (Nochmal Zitat Oma: "Man muss immer essen, wenn es was gibt.")

Trotzdem bleibt als Gesamtbefund die allgemeine Lage -  sie ist nämlich "durchaus kritisch."

Vor zwei Jahren war ich mit lieben Adlerfreunden bei Schnee und Eis in Hannover. Die Stufen zum Block waren spiegelglatt. Schneesturm auf der Rückfahrt. Beinahe von der Fahrbahn gerutscht, aber immerhin ein 0:0 im Gepäck. Schnee ist heute nicht zu erwarten - zumindest den einen Punkt würde ich trotzdem gerne nehmen.

Ob heute rotundschwarze Funken sprühen?

Ich steh jedenfalls jetzt schon unter Strom.

Kommentare

  1. Lese gerade ein MarcoRuss-Zitat: "Es sollte jetzt nicht versucht werden, schönen Fußball zu spielen." Dann bleibt also doch alles beim Alten ;-)

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  2. Baaah...tatsächlich: da war er der funke. Ich hatte das im Leben nicht erwartet und hab mich nach der ersten Halbzeit voll in meiner Meinung bestätigt gesehen - von wegen: war ja klar, das kann nix werden. Nach dem 1:0 war ich mir sicher, dass jetzt alle Dämme brechen und dann...und dann... unfasslich: wann gab es das zuletzt? Einen Eintrachtler, der nicht nur vor dem Spiel große Töne spuckt, sondern das, was er sagt auch im Spiel in die Tat umsetzt. Stendera will Führungsverantwortung auf dem Platz übernehmen und tatsächlich - er macht es, er schießt einfach dieses wunderbare Tor und das zweite gleich hinterher. Mir sind wirklich und wahrhaftig ein paar Tränen die Wange runtergekullert... menschenskinners, der Bub... und auf einmal war die erste Hz kein uninspiriertes, mutloses Ball Hin- und Hergeschiebe mehr, sondern einfach notwendig, um Ballsicherheit zu gewinnen und ins Spiel zu bringen (hihi - what a difference a Halbzeit makes...)

    Wenn wir wirklich mit (trotz?) Veh die Kurve kriegen, will ich künftig sehr gerne immer und immer Unrecht haben. Und jetzt tue ich erstmal Buße, hole mein Strafarbeitsheft und schreibe 100 mal in Schönschrift: "Ich will keine vorgefertigte Meinung mehr haben über die Eintracht. Ich will keine. .."

    Bin einfach nur froh froh froh.

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  3. Ein gelber Funke. Die erste Hz. sah ich wirklich als absurd schlechten Fußball von allen Beteiligten. Dann diese skurrile Stimmung wegen des Abgangs der Ultras. Schließlich das Führungstor von 96; alles wie immer in Hannover - einfach nur furchtbar. Ausflug für Masochisten. Dann eine Reaktion von dem Jüngsten und er reißt alle aus der Lethargie. Das waren die besonderen Minuten, auf die man immer hofft und weswegen man sogar nach Hannover fährt. Gut, dass wir es gemacht haben.
    OT.: Ich hatte Dylan in Leipzig und Berlin und habe noch 2xBasel vor mir. Auch besondere Momente.
    Gruß aus OWL.

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    1. ... und es ist gut, dass man nicht weiß, wann sie kommen, diese besonderen Momente. Sonst wären sie ja nicht besonders. Ein paar Minuten - und schon fühlt sich (zumindest für diesen Moment und dieses Spiel) alles ganz anders an. Gelb. Mmh. Aber wenn es der Wahrheitsfindung dient, soll mir sogar das recht sein.

      Wir hatten Bob in Saarbrücken, eine fast andächtige, konzertante Stimmung in der Halle - im Gewandhaus sicher noch stärker? - und das war es dann leider für dieses Jahr. Warum hat er im Sommer noch einmal alles, alles gesungen, was man nicht mehr zu hoffen gewagt hat, warum ausgerechnet in Mainz, Freiburg und Lörrach, und warum macht die Setlist im Winter kaum einen Wackler? Die Wege des Bob sind unergründlich (noch unergründlicher als die der gelben Eintracht). Wir haben in diesem Jahr wider alles Erwarten inklusive Saarbrücken vier vollkommen unterschiedliche Konzerte gesehen und gehört. Lucky us - und lucky you, dass du noch zwei weitere vor dir hast.

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  4. Es genügt nicht, zum Fluss zu kommen mit dem Wunsch, Fische zu fangen. Man muss auch ein Netz mitbringen. Hat nicht mein Oma gesagt, sondern Konfuzius. Aber gedacht hat sie es auch, die Oma, war nämlich genauso schlau wie der alte Chines, nein schlauer, denn sie hats nicht gesagt, sondern gedacht.

    Netz, damit hatte gestern Stendera zu tun, genau zweimal, spielte (endlich wieder) auf der 6, also da, wo er hingehört. Um vorne dann die Buden zu machen. Soviel Paradox muss sein.

    Abstrahierte Netze hatte gestern übrigens der Trainer auf seiner Jack http://static1.fnp.de/storage/scl/onlineredaktion/1212060_m3w605h320q75v9021_H96Eintr241015_20.jpg?version=1445702768 - sag ich doch, ein Fux, dieser Veh, der seinen Konfuzius offenbar gut gelesen hat (oder meine Oma gekannt, eher aber unwahrscheinlich). Dazu stilisierte Sechzehntel-Noten, wahrscheinlich raschere Passagen aus dem Hradecky-Marsch. Den wollte er denen mal blasen. Gut so. Wenngleich etwas kapriziös.

    Meine gestrige Nostradamus-Quote liegt im nachhinein zunächst bei 50:50. Fest stand, dass von den Niederen Sachsen einer treffen würde, der das schon lange nicht mehr, vielleicht sogar noch nie zuvor getan hat. Bingo. Und zwar in der Nachspielzeit. Klar daneben. Statt dessen kam unser konfuzianisch netzender Jungspund. Sehr fein, auch wenn meine Hellsicht damit endgültig auf Maulwurflevel gesunken war. Sei's drum. Auswärtssieg. Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel. Sagt Konfuzius, wusste meine Oma. Und das Ergebnis unterminierender Spielweise sind nun mal ... eben.



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  5. Marsch blasen. Flötentöne beibringen. Oder einfach: Den richtigen Ton treffen. Eine solche Jacke, wie der Herr Veh sie am Samstag getragen hat, wäre erstaunlich genug in jedweder Umgebung. Auf dem Fußballplatz ist sie... mmh... kapriziös? Kontrapunktisch? Cool? Ob er sie heute Abend wieder trägt? Eher nicht - ich glaube, er trägt nie etwas zwei Mal. Ich hatte mal angefangen, eine Liste der Veh-PK+Spiel-Outfits zu erstellen, möglicherweise sollte ich den Gedanken noch einmal aufgreifen. Es gibt so viele sinnlose Statistiken - diese fehlt!

    Konfuzius vs. Oma = 0:3 - ein Ergebnis, das ich sehr gerne nachher auch nehmen würde.

    In diesem Sinne: Ain't no Maulwurfshügel high enough.

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    1. Die erzgebirgischen Maulwurfshügel sind ja sogar negativ hoch vulgo unterirdisch (prinzipiell also sehr ähnlich dem Spiel der Eintracht). Und was machen Unsere? Stolpern dennoch drüber. Unfassbar.

      Subterranean hm hm Blues.


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    2. Ich habe mir gestern sehr spät am Abend die Zusammenfassung aller Pokalspiele angeschaut und bin dabei der Beantwortung der Warum?-Frage näher gekommen: Alle anderen Mannschaften, AUCH die, die ausgeschieden sind, spielen Fußball. Wir nicht.

      Für mich verdichtet sich, was ich neulich schon mal geschrieben habe: Veh und die Mannschaft neutralisieren sich wechselseitig. Es ist wie in einem Theaterstück, Genre: Farce. Veh gibt den hemdsärmeligen Trainer. In der Rolle der Mannschaft: Die Mannschaft. Die Kulisse bröckelt, die Darsteller sind überfordert, fast - also: fast - Tun sie einem schon leid.

      Die PK vor dem Spiel ist immer schon ein guter Indikator und man ahnt, was kommen wird. Radebrechend geht es da vor allem darum, das Thema Fußball weitläufig zu umdribbeln. Möglicherweise hat "die Mannschaft" gedacht, mit dem Trainer Veh käme sie besser zurecht als mit dem Trainer Schaaf. Möglicherweise stimmt das sogar. Allmählich scheinen sie jedoch zu realisieren, dass sie aus sich selbst heraus keine Chance haben, den Hebel in einem Spiel umzulegen. Dumm gelaufen. Diese auf sich selbst gestellte Hilflosigkeit erinnert wirklich fatal an die "Spielweise" unter Skibbe. Gegen Hannover hat uns letztlich nur der hellwachE Moment von Stendera gerettet. Die fassungslosen Mienen der Spieler gestern nach Abpfiff waren gar nicht so weit weg von den versteinerten Gesichtern im Block. Hilfe!

      Ps: wenn wir mal in dem unterirdischen Maulwurfshügel buddeln, finden wir möglicherweise einen stinkenden FischKopf.

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    3. Eine ganze Menge Wahres gesagt, Kerstin. Gerade auch im P.S.

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  6. Das Verhältnis von Trainer und Mannschaft, ungefähr so:
    http://data1.lustich.de/bilder/l/31645-das-ist-traurig.jpg

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  7. Genau so - wie für uns gemalt :)

    Aber wie geht es weiter? Ich sehe folgende Optionen:

    - Der Mann auf der Insel nimmt das Boot und verlässt die Insel. Der Mann aus dem Boot bleibt auf der Insel zurück.
    - Beide steigen ins schwankende Boot und lassen die Insel zurück.
    - Beide bleiben auf der Insel, das leere Boot schwimmt davon.
    - Beide verharren im Status Quo.

    Variante 4 scheint mir am wahrscheinlichsten...

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  8. Beide ziehen sich voller Hoffnung an, es kracht, und Insel und Boot sinken.

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  9. .... aber zum Glück schwimmen da noch ein paar Holzplanken, an denen beide sich festhalten können. Überraschend taucht am Horizont eine weitere Insel auf. Dort wartet schon ...

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