Geschafft. Der bitter notwendige erste Heimsieg der Saison
2013/14 ist unter Dach und Fach. Und wenn ich mir vor dem Spiel meine „50 mal Meier-Statistik“ noch einmal angeschaut, hätte, hätte ich mir eine unruhige letzte
Viertelstunde ersparen können. Nach dem 1:0 war eigentlich klar, dass nichts mehr schief gehen kann. Meier erzielt überdurchschnittlich häufig das erste Tor, das dem Spiel eine entscheidende
Wende gibt (Stand August 2013: 20 von 50). Ebenalls auffallend oft (14 von 50) sind
seine Tore dann auch spielentscheidend. Quod erat demonstrandum oder wie der Hesse zu sagen pflegt: Da hammers widder, mir zwei.
Drei Punkte. Yep. Ja.
Hurra. Ansonsten gibt es über das Spiel nicht besonders viel Positives zu vermelden.
Mein lieber Adler-Freund Kid hat es unter die 10 schlechtesten Eintrachtspiele,
die er je gesehen hat, eingeordnet. Doch,
ja, da kann man drüber reden. Und was
ich schon immer wusste, hat sich damit also bestätigt: Der Mann hat
Ahnung.
Während des Spiels war ich
zunächst geschockt (kann das wahr sein?
Wo sind sie denn, die Flügel? Das Mittelfeld? Der Spielaufbau? Die Torszenen?), dann habe ich
gelitten und irgendwann nur noch gehofft, dass die – erkennbar – bessere
Kondition ausreicht, um das Spiel irgendwie nach Hause zu bringen. Ich kann es
nicht zählen, wie oft ich während des Spiels gestöhnt, den Blick zum Himmel
gerichtet oder ihn einfach gesenkt habe. Dann, als die Not am größten
war, kam der lange Ball von Russ und es
kam Alex. Tooooooooooooooooooor. Mein Schrei war so laut und ausdauernd, dass mir schwarz vor
Augen wurde und ich beinahe aus den Latschen gekippt bin. Oops.
Gäbe es die Wahl zum Spieler der Stunde noch, hätten sich
zweifelsfrei Russ und Meier ein heißes Rennen um den Titel geliefert - wie
im Spiel hätte sich am Ende (so vermute ich) Russ im Zweikampf durchgesetzt.
Das war großartig, wie er den Turm in der Brandung gegeben hat, sich überall
dazwischen geworfen und immer wieder versucht hat, auch Impulse nach vorne zu
geben.
Hinterher ist man im Übrigen immer schlauer. Und so weiß ich
jetzt, dass Rosenthal gut nach hinten gearbeitet hat und Rode auch nach vorne
starke Szenen hat. Zambrano sollte vielleicht tatsächlich irgendwann mal über
seine Provokationstechnik nachdenken. Und Inui wird wohl – wenn ich die
Befindlichkeiten unseres Trainers und die Auswechslung direkt nach zwei, sagen
wir mal, eher suboptimalen Situationen
richtig einschätze – so schnell nicht
wieder in der Anfangsformation stehen.
Alexander Madlung dagegen hatte
während seines fünf minütigen Auftritts (Zitat Veh) „wichtige Szenen hinten in der Luft“ . Damit darf seine Verpflichtung wohl schon als gelungen bezeichnet werden
(obwohl ich mich – zugegeben – ein wenig erschrocken habe, als er plötzlich im
rotundschwarzen Trikot auf dem Platz stand. Madlung. Tatsächlich. Es ist also
wirklich wahr).
Wenn ich eine Kamera dabei gehabt hätte, hätte ich am
Samstag gerne ein paar Fotos gemacht – nein, nicht vom Spiel, vielleicht vom
Alex-Torjubel direkt vor meiner Nase, vielleicht auch von den Steinen, die auf und neben dem Platz von den Herzen
gefallen sind - aber ganz besonders von drei, vier Menschen am Rande des
Spiels, die mir besonders aufgefallen sind. Drei sehr kleine und ein erfahrener
Eintracht-Kämpe – statt Fotos, hier drei
Mini-Porträts als Momentaufnahme:
Vor dem Spiel, auf dem Anmarsch zum Stadion. Mich überholt ein Fahrrad. Ein sehr kleines
Mädchen sitzt ordentlich fest geschnallt
in einem Korb auf dem Rücksitz eines Fahrrads mit Eintracht-Bebber auf
dem Rückblech. Sie trägt eine dunkle Kapuzenjacke, hat einen Eintrachtschal um
den Hals und ein Eintracht-Kopftuch über den langen blonden Locken. Sie schaut
zu mir zurück, mit sehr ernstem Blick. Plötzlich hebt sie die Hand, lacht und winkt
mir. Ich winke zurück.
Vor dem Spiel, im Stadion. Treppenaufgang zu den Blocks. Ein
sehr großer Eintrachtler in einer Eintrachtsteppjacke führt an seiner Hand
einen sehr, also wirklich sehr kleinen Eintrachtler, vielleicht zwei Jahre alt.
Der Vater schreitet voran, der Junge
stapft so gut er kann hinterher. Laufen scheint für ihn eine noch ungewohnte Technik,
Treppensteigen sowieso. Er hat ganz
schön zu kämpfen, damit er die Stufen packt und hinterher kommt – das liegt vielleicht auch an seiner
Kleidung. Der kleine Junge ist so dick eingepackt, dass er fast genauso breit
ist wie hoch. Über seiner Unterfütterung trägt er ein schwarzundweißes
Eintracht-Trikot, auf dem Kopf eine Bommelmütze.
Im Stadion. Direkt nach dem Abpfiff. Ein paar Reihen hinter mir stehen zwei
Männer, blicken zunächst stumm aufs Spielfeld und wenden sich dann zum Gehen.
Der eine Herr ist in bereits fortgeschrittenem Alter, hager und grauhaarig,
trägt ein beiges Blouson (so wie sie früher im Stadion häufiger zu sehen
waren). Sein Gesicht ist voller liebenswerter Falten. Kein Zweifel, der Mann
hat mit der Eintracht schon einiges erlebt. Der jüngere Mann - ich vermute: sein Enkel - wirkt sehr
nachdenklich. Der ältere gibt ihm einen leichten Klapps auf die Schulter. „Drei
Punkte“, sagt er, „drei Punkte.“ Und lacht.
Nach dem Spiel, in der Schlange vor der Toilette. Hinter mir
steht eine junge Japanerin mit Eintracht-Schal. Neben ihr ein kleiner Junge im
wattierten Overall. Er ist vollkommen in sich versunken, wippt im Takt und
singt in einer fremden Sprache
(vermutlich japanisch) vor sich hin. Den Text kann ich natürlich nicht
verstehen, die Melodie schon: Morgen kommt der Weihnachtsmann.
„Egal, wie,
Hauptsache drei Punkte.“ Diesen Satz hat
Sebastian Jung nach dem Spiel gegen
Hertha zu Protokoll gegeben – und er hatte recht. Sagen wir mal so: Wenn er den gleichen Satz am nächsten
Sonntagabend nochmal sagen kann – dann muss ich mir die Sache mit dem Weihnachtsmann doch noch mal ernsthaft durch den Kopf gehen lassen.
Direkt nach dem Abpfiff war es wirklich so. Aber da ich mich weder an die anderen neun noch neunundneunzig erinnern kann, gehört - mit etwas Abstand - das Spiel unter die hundert schlechtesten. ;-)
AntwortenLöschenLieber Gruß vom Kid