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Keine Wahl.

Wie in den letzen Tagen überall zu lesen und zu hören war, nehmen die Zahlen der Briefwähler bei jeder Wahl zu. Bis zu 50 Prozent der Menschen nehmen ihr Briefwahlrecht in Anspruch.  Für Wähler, die aus unterschiedlichen Gründen am Wahltag nicht selbst vor Ort sein können -  ok. Aber solange ich selbst laufen kann, wär Briefwahl für mich – hoho – keine Wahl und auch keine Alternative (schon gar nicht für Deutschland).

Der Gang zum Wahllokal gehört für mich zu dem Teil der Wahl, der dem Vorgang – so weit möglich – eine gewisse Würde und Ernsthaftigkeit verleiht. Da ich in meinem Leben natürlich schon öfter mal umgezogen bin, bin ich auf dem Weg zum Wahllokal schon unterschiedliche Wege gegangen und habe die verschiedensten, zum Wahllokal umfunktionierten Lokalitäten kennen gelernt:  Klassenräume in Schulen. Sport- und Turnhallen. Versammlungsräume in Rathäusern. Erinnere mich noch gut daran, als ich das erste Mal wählen durfte. Ich war regelrecht aufgeregt bei dem Gedanken, mitbestimmen zu dürfen, hatte gar das Gefühl, dass meine Stimme entscheidend sein könnte, stand eine ganze Weile in meiner Wahlkabine und verteilte dann meine Kreuze mit großer Ernsthaftigkeit und Sorgfalt.

Heute hat sich das natürlich relativiert. Blablablubb. Soll ich oder soll ich nicht? frage ich mich regelmäßig und entscheide mich doch immer wieder dafür. Der Weg zum Wahllokal bekräftigt mich regelmäßig in meiner Entscheidung. Sonntägliche Stille im Ort. Von überall her Menschen, die zum alten Rathaus unterwegs sind. Ein sonntäglich gekleidetes älteres Ehepaar. Eine junge Familie mit Kinderwagen, rollerndem Kleinkind und Hund. Eine einzelne, farbenfroh gekleidete Frau. Ein Mann im Trainingsanzug. Eine friedliche, zuversichtliche, fast festliche Stimmung liegt in der Luft. Und zumindest für einen Moment immer noch  das Gefühl, etwas mit zu bestimmen.

Kein Schwanken und keine Wahl gibt es dagegen im Fußball. Hier zählt nur eins: Der gestirnte Himmel über und das einträchtliche Gesetz in mir. Nur die SGE. Auswärtssieg!

Kommentare

  1. Ah, noch jemand, der den Gang zum Wahllokal schätzt. :-) Für mich gehört das auch einfach dazu. Ich war kurz am Überlegen gewesen, mir Briefwahlunterlagen zuschicken zu lassen, weil ich gestern noch auf einer Geburtstagsfeier eingeladen war - hab' mich dann aber doch für den Gang zur Urne entschieden.
    Ausgerechnet bei meiner ersten Bundestagswahl musste ich damals per Brief wählen, weil ich den ganzen Tag beim Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring war. Und das war irgendwie richtig doof. Also nicht das Rennen, sondern die Tatsache, dass ich eben einfach zwei Tage vorher einen Brief beim Rathaus eingeworfen habe, statt schön ins Wahllokal zu marschieren und ein wenig von dieser Stimmung von Würde und Ernsthaftigkeit, wie Du es oben so schön beschrieben hast, miterleben zu können.

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  2. Der Mann im "Trainingsanzug" hätte an diesem Wochenende ich sein können. Mit Eintracht-Adler. :-)

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  3. Gut, dann nehm ich den Part der farbenfroh gekleideten einzelnen Frau - Sonntag war nämlich RoteHosenTag, bei mir jedenfalls :=)
    Und Euch anderen old school Wahlausübenden auch schon aufgefallen, dass es immer gleich muffig riecht in diesen Örtlichkeiten? Und das schon seit immer, seit wir uns in persona dorthin begeben? Eigenartig ..., aber egal:
    Vom Klassenzimmer jedenfalls in wenigen Minuten bis zum Eck Pub, Eintracht gucken, da konnt ich dann halt nicht mehr mit entscheiden.

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