Eigentlich wollte ich in diesem Jahr wieder mehr schnipseln.
Leider – hat nicht geklappt. Zum
Abschluss des Jahres soll es wenigstens
ein paar rotundschwarze Jahresschnipsel geben. Und hier kommt auch schon Teil 1.
Januar
Januar
Das Jahr beginnt – wie jedes Jahr – mit fliegenden Adlern
und mit Rippscher und Kraut und geht heiter weiter: Im Hessischen Fernsehen
werden die besten Hessenwitze gekürt und die sind so lustig, dass man es im
Kopf kaum aushält. Draußen toben wilde Winterstürme, die Eintracht nimmt an den
Hallenturnieren in Mannheim und in Höchst teil und scheidet beide Male bereits
in der Vorrunde aus. Maaaan, ist das lustig.
Zum Trotz wünscht sich unser Trainer, dass es in Frankfurt verdammt noch
mal ruhig ein bisschen euphorischer zugehen könnte und reist mit seiner Truppe
ins nahegelegene Wintertrainingslager in Katar. Da lacht der Scheich – trotzdem läuft im wüsten Camp schief, was schief laufen kann. Als Trainingsgelände
muss vorübergehend ein Bolzplatz herhalten, Armin Veh droht mit Abreise, aber wir hoffen unverdrossen, dass vielleicht doch noch ein
Hubschrauber landet, aus dem Patrick Helmes steigt. Stattdessen kommt Heiko
Butscher, der ist zwar kein Stürmer, aber ein netter Kerl und das ist doch auch
ganz schön. Pirmin Schwegler bricht sich beim Konditionstraining auf der Treppe
einen Zeh und fällt für mindestens 4 Wochen aus. Na prima. Zum
Trainingslagerabschluss gewinnt die Eintracht mit 1:0 gegen Katars
Olympiamannschaft. Schafft die Euphorie rechtzeitig zum Rückrundenstart
vielleicht doch noch den Durchbruch? Bruno Hübner findet: „Im Grund genommen können
wir nur an uns selber scheitern.“ Ja, ja – im Grunde genommen ist der Löwe ein
harmloses Wesen. Ich entwickele ein Euphorie-Mikado (= wer zuerst
euphorisch wird, hat verloren), schließlich sogar einen Euphorie-Laktattest (= wär
doch gelacht, wenn wir den nicht alle bestehen würden).
Im letzten Testspiel vor dem Rückrundenstart trifft die
Eintracht im Waldstadion auf den FC Lausanne. Ein paar tausend Fans verlieren sich im Waldstadion, darunter drei Fans aus Lausanne, die extra angereist sind. Sonny Kittel deutet in einem Kurzeinsatz an, was er kann– ich bin
erkältet, es ist schweinekalt, die Eintracht verliert mit 1:0 und trotzdem
fahre ich froh und kämpferisch nach Hause: Wir packen das!
Draußen hagelt es – und im Netz hagelt es Preise für die Eintracht-Blogger: Stefan Kriegers Blog G-Eintrag „1000 Meisterwerke“ wird zum Sportbloggerbeitrag des Jahres 2011
gekürt, Beve landet mit seiner Recherche zu Franziska "1899" van Almsick auf einem ebenfalls sehr feinen Platz 3.
Josef Skvorecky, der wunderbare tschechische Autor, stirbt
(Tipp für alle, die ihn noch nicht kennen: Unbedingt „Die Feiglinge“ lesen). Völlig
überraschend verstirbt auch Willi Entenmann, der so etwas wie der schwäbische Charly
Körbel ist. Einfach so, während eines Skiurlaubs.
Ach ja, fast vergessen: Caio. Fällt durch den Laktattest. Das ist es,
was ich echt hessischen Humor nenne.
Munter geht es weiter. Auch im zweiten Stadtderby – dieses Mal kein Hauswärts-, sondern ein Heimspiel im Waldstadion - hat die Eintracht gegen den FSV klar die Nase vorn und gewinnt mit 6:1 - – ein Tor ist schöner als das andere.
Februar
In diesem Monat erlebe und lerne ich allerlei, dass ich
vorher noch nicht wusste. Z.B. weiß ich jetzt, dass es professionelle
„Seatfiller“ gibt, die engagiert werden, um bei offiziellen Veranstaltungen Lücken zu füllen, wenn anwesende Promis – z.B.
bei der Oscar-Preisverleihung – mal raus
müssen. Ebenso neu war mir, dass es Menschen gibt, die im fahrenden Auto, bei ziemlich hohem
Tempo – auf der Überholspur – Zeitung
lesen. Echt wahr, ich hab das gesehen.
Draußen ist es klirrend kalt und auf dem Main treiben
Eisschollen. Alex Meier hat in Vertretung
des verletzten Pirmin Schwegler die Kapitänsbinde übernommen. Helmes ist vom
Tisch, die Eintracht gewinnt trotzdem zum
Rückrundenauftakt am (!) 20. Spieltag ihr
Spiel gegen Braunschweig. Sonny Kittel,
der eigentlich im Kader ist, muss in letzter Sekunde gestrichen werden –
irgendwer hat vergessen, dass nach der Verletzung die Spielberechtigung
erneuert werden muss. Aaaargs. Wie bei
der Eintracht hat Michael „mit-mir-wäre-die-Eintracht-nicht-abgestiegen“ Skibbe
auch bei Hertha BSC ganze Arbeit geleistet, was den Berlinern jetzt auch
auffällt. Man trennt sich.
Dort, wo Hertha nicht hin will – in der zweiten Liga – geht
der Kampf um den Aufstieg allmählich in seine entscheidende Phase.
(Noch)-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf hat bereits 11 Tore durch Elfmeter
erzielt. Armin Veh macht höflich darauf
aufmerksam, dass er das merkwürdig findet, erfreut die Fußballwelt mit der
Wiederbelebung des Begriffs „Rotzlöffel“ und
zieht damit den Unwillen von Fortuna Düsseldorf auf sich. Veh ist das
egal, nicht egal ist dagegen das Ergebnis des Spitzenspiels in Düsseldorf: Die
Eintracht führt bis zur 89. Minute. Dann fällt der Ausgleich. Durch Elfmeter.
Munter geht es weiter. Auch im zweiten Stadtderby – dieses Mal kein Hauswärts-, sondern ein Heimspiel im Waldstadion - hat die Eintracht gegen den FSV klar die Nase vorn und gewinnt mit 6:1 - – ein Tor ist schöner als das andere.
Christian Wulff tritt als Bundespräsident zurück. was zum
Glück nichts daran ändert, dass vor 200 Jahren Charles Dickens geboren wurde.
Bei Dickens gibt es nix Halbes – alles ist entweder abscheulich, gräßlich und
abgrundtief (böse, traurig, elend,
niederschmetternd) – oder der Himmel hängt voller Geigen (tiefe, tiefe Liebe, überbordende
Mildtätigkeit, unfassliche Güte, überschwängliches Glück,). Kein Wunder, dass
das Buch zur Eintracht ebenfalls von Dickens stammt: Great Expectations.
Eine Woche nach dem glanzvollen Sieg gegen den FSV fahren
4.000 Eintrachtler mit zum Europapokalspiel beim SK Slavia Paderbornska, der
sich ebenfalls immer noch hartnäckig im Aufstiegsrennen behauptet. Die Eintracht-Kurve
ist in Gold getaucht, der Europapokal
wird geschwenkt – und die Eintracht hat nichts zu melden , ist mit 4 Gegentoren
noch gut bedient. Eigentlich hätten wir
heute den entscheidenden Schritt in Richtung Aufstieg machen können.
Eigentlich. Wir werden doch nicht tatsächlich noch mal ernsthaft in die
Petroullie, also: Bre-d, kommen?
An Fastnacht überlege ich zunächst, ob ich als Fee gehe, entscheide mich dann aber doch für Rotkäppchen Mit dem habe ich außer
den rotundschwarzen Farben noch etwas Weiteres gemeinsam: Wir fürchten uns
nicht im dunklen Wald. Also: Meistens.
***to be continued***
Ein sehr gelungener Rückblick aus einer schönen subjektiven Perspektive.Danke!
AntwortenLöschenDas macht neugierig auf die weiteren Schnipsel.
@Marc: Das freut mich - und dann wollen wir in den nächsten Tagen doch mal sehen, wie das Jahr so weiter geht...
AntwortenLöschen@Achim: Ohhhh, du hier, das ist auch sehr schön, sehr schön :) Und bei den Schnipseln mitohne Eintracht bist du schon auf dem richtigen allegorischen Weg, da ist es nämlich ganz genau so wie mit dem Leben ohne Eintracht: Geht nicht. Life and Life only. Wie schrieb bereits Goethe in den Wahlverwandtschaften: "Hättest du unsere Eintracht gesehen..."
Danke euch sehr für eure Kommentare!
lgk
Mir würde etwas fehlen ohne Deine Schnipsel. Danke!
AntwortenLöschenViele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.
Oh, es wird wieder geschnipselt. Das ist ja schön. Finds großartig, dass Du Dir im allenthalben laufenden Jahresendmarathon dafür die Zeit nimmst. Danke Dir sehr.
AntwortenLöschenLG, die Sarroise
Es schnipselt wieder. Is des schee!
AntwortenLöschenWuah, habe ich doch glatt erstmal die Schnipsel übersehen gehabt. Endlich mal wieder und auch im Rückblick schön!
AntwortenLöschenHihi, an dieses Freundschaftsspiel gegen Lausanne erinnere ich mich gut. Ich stand da mit Zoe, wir hatten uns kurzfristig entschlossen hinzugehen, es war so was von kalt und einer neben uns rief ständig "Lauf aaaan, lauf aaaan!" Hatte ich noch nie gehört dieses "Lauf an" und das hat uns noch lange begleitet, unser running gag.
Hach und die 6 Tore gegen den FSV an meinem Geburtstag, danach noch irgendwie sehr lustig Pirmin Schwegler getroffen. Er war ja verletzt und kam von oben aus einem normalen Block, es hatte sich eine größere Menschentraube gebildet. Ich versuchte, die immer noch eher kleine Rosa hochzuheben, damit sie ihn sehen kann und plötzlich bildeten die Menschen so eine Gasse, damit das Kind was sieht und wir beide standen ad hoc ganz allein vor ihm... Hat er cool und total nett gelöst, mit uns geplaudert und uns genötigt, ein Foto zu machen, mir war das erst eher peinlich ;-)
Danke Kerstin, ich liebe deine Schnipsel!
Liebe Grüße
Nicole
Und mir würde was fehlen, ohne eure Schnipsel-Kommentare. Die Zeit - liebe Sarroise - ist mir dann leider doch ein bisschen unter den Fingern zerronnen, aber ich hoffe, dass ich es jetzt doch noch schaffe, die Schnipsel vor dem Jahreswechsel zu vervollständigen.
AntwortenLöschenWie du meine Schnipsel, liebe ich deine Schnipsel-Ergänzungen. Lauf aaaaan - das hab ich auch noch nie gehört, wird sofort ins Repertoire aufgenommen - und danke für die Rosa-und-Pirmin-Geschichte - das putzige Foto kenne ich ja schon und jetzt also auch die Geschichte dazu. Feiner Kerle, der Pirmin :)
Ich hoffe sehr, dass ich es nächstes Jahr schaffe, nicht erst am Jahresende, sondern zwischendurch - wie "früher" - auch mal Wochen- oder monatsweise zu schnipseln - so viel Kurioses, Schönes, Witziges, Aufgeschnapptes - mein Notizbüchlein ist immer voll, die Welt ist voller Schnipsel (und nicht nur davon *gg ,-)
lg in alle Richtungen, K.