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Heute also das letzte Spiel einer Zweitligasaison, die viel schneller herumgegangen ist als gedacht, die trotz zweite Liga auch viele schöne und glückliche Momente gebracht hat und an deren Ende wir wieder da sind, wo wir hingehören. Back again. Alles gut. Bereits ausgiebig gefeiert, bejubelt.  Wir sindwaren überglücklich, überschwänglich froh, erleichtert. Wir haben mit der Mannschaft gesungen, sind gehüpft, haben uns bei allen bedankt, haben alles – nur nicht die Erinnerung - aus den Knochen geschüttelt. Die Sensoren sind bereits in Richtung Zukunft gerichtet. Für mich ist es fast so als sei das Spiel heute in Karlsruhe nicht das letzte Spiel der alten Saison, sondern das erste, das bereits in die neue Saison weist. Armin Veh hat angekündigt, dass die beste Mannschaft auf dem Platz stehen wird. Pirmin Schwegler ist angeschlagen, wird aber spielen, weil er auch in „jedem anderen Spiel spielen würde, in dem es um etwas geht.“ Und es geht um etwas. Für uns darum, ob wir diese Saison als Erster oder Zweiter abschließen (das Wort „Meister“ will mir in diesem Zusammenhang nicht so recht über die Lippen und die Vorstellung, dass wir diese „Meisterschaft“ heute Abend vor dem Römer ähnlich enthusiastisch feiern wie gestern Dortmund ist mir - von wegen: Haben wir das nötig? - fast ein bisschen peinlich, aber das ist ein anderes Thema), für Karlsruhe ist das Spiel so etwas wie der Final Countdown. Diese Paarung an diesem Tag gehört schon irgendwie zu den Spielen, bei denen man wieder einmal merkt, dass der große Fußballgott wohl doch eine ganz eigene, merkwürdige Art von Humor hat.

Für mich gehört Karlsruhe zu den Vereinen, zu denen ich irgendwie keine Beziehung habe. Mein Mit-Adler mag sie nicht (das ist verständlich - er ist gebürtiger Schwabe), mir sind sie egal. Überall ist davon die Rede, dass wir mit Karlsruhe das tun, was der große Hintern dereinst mit der ganzen Welt tun wird. Ich kann nicht so recht nachvollziehen, warum das eigene Glück noch ein Stück größer zu werden scheint, wenn es anderen Scheiße geht und man sich daran weidet. Das ist, als wäre es eine besondere Genugtuung, einen toten Hund noch ein wenig zu treten. Ist es nicht.

Wenn wir gewinnen – und wir werden gewinnen – hängt das Schicksal der Karlsruher von den Spielen in Aue, in Cottbus und in München ab. Die Chance, dass sie dann – wie gestern Köln – noch vom Relegationsplatz auf den direkten Abstiegsplatz rutschen, ist nicht ganz klein. Solche Bilder wie die gestern  gehen nicht ganz spurlos an mir vorbei. Nicht vorrangig wegen des Rauchs, der da aus der Kurve gestiegen ist und sich ziemlich schnell verzogen hat, sondern wegen der entsetzten Gesichter, die in Großaufnahme auf dem Fernsehbildschirm zu sehen waren, wegen der Tränen, die mit Schals abgewischt werden, den schlaff in ihren Sitzen hängenden Menschen. Ich weiß noch sehr genau, wie ich mich letztes Jahr um diese Zeit gefühlt habe. Es war das Grauen.

Es gibt Siege gegen Mannschaften, die sind besonders schön und besonders wichtig, die erfüllen einen mit besonderer Genugtuung und die müssen besonders ausgiebig gefeiert werden. Ob der Sieg heute in Karlsruhe in diese Kategorie gehört? Mmh.

Heute ist ein letztes Spiel, aber irgendwie auch ein erstes.

Kommentare

  1. Kein Sieg in Karlsruhe, aber hoffentlich auch kein erstes Spiel, Kerstin. Das gute Pferd hat die Kür mal wieder verweigert. Mich überraschen die Charakterstarken nur noch ganz, ganz selten.
    Und Heribert Bruchhagen auch nicht. Der hat ja schon nach dem Auftaktsieg in Fürth prophezeit, dass wir in Paderborn und Karlsruhe verlieren werden.

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  2. Seufz. Nein, offensichtlich nur irgendeines. Schade. Mich haben sie dann halt doch einmal mehr auf dem falschen Hoffnungsfuß erwischt. Niederlagen in Paderborn und Karlsruhe hatte Heribert prognostiziert? Er ist halt eben doch der einzig wahre Experte.

    lgk

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  3. Kerstin, Danke dass Du diese Saison so toll begleitet hast! Du hast das Erbe Kid's in allen Belangen bestens und mehr als das vertreten!!!

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  4. Oh, ich weiß gar nicht, wen ich wählen soll... Das war nichts da in Karlsruhe.
    Die Luft raus? Da standen einige ja völlig neben sich.

    Ich bin ja naiv und denke daher, dass unsere Jungs nicht in der Lage sind, dem Gegner den endgültigen Schubs nach unten zu geben, wenn es für sie selbst doch um nichts mehr geht. So erkläre ich mir zumindest die vielen Fehler, Fehlpässe, Versagen vor dem Tor, alles eben. Und es ist wohl nicht so einfach, da stark aufzuspielen in dieser Konstellation.

    Man nannte uns zwar die Bayern der 2 Liga (gruselige Vorstellung), aber das haben wir nun definitiv widerlegt.

    War dennoch eine interessante Auswärtsfahrt.

    Danke liebe Kerstin, für deine Arbeit in dieser Saison. Du hast die 1. Liga Reife weiterhin bewiesen. Ich mag deinen Blog nicht missen.

    Ganz liebe Grüße
    Nicole

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  5. Das ist mir jetzt ein bißchen unheimlich mit der "Vorhersage" der Niederlagen durch HB. Doch alles ein abgekartetes Spiel der Fußballmafia? Vielen Dank für die schönen Texte in 2011/12. Jetzt kommt hier gerade ein Schornsteinfeger vorbei; also auf ein gutes 2012/13!

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  6. @ Thorsten: Kids Erbe? Oje. Kid ist ja zum Glück putzmunter und ich denke, dass Kid und ich uns zwar in vielen Eintracht-Dingen sehr nahe stehen, aber doch ziemlich unterschiedliche Stärken und Schreibweisen haben. Freu mich trotzdem sehr über dein Lob - und apropos Kid: Über ihn wird es ganz bald hier im Blog dann auch noch etwas zu lesen geben :-)

    @Nicole: Danke fürs Trotzdem-bis-zum-Schluss-Mitwählen. Und weißt du was? Ich möchte dich auch nicht missen :-)

    @owladler: Vielleicht sollten wir HBs Orakelfähigkeiten vor der nächsten Saison in Anspruch - und dann seine Vorhersagen auf jeden Fall auch ernst nehmen. Und den Schornsteinfeger als gutes Zeichen für die nächste Saison nehme ich gerne mit!

    Danke! lgk

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  7. Auch der beste Prognostiker und allerbeste Heribert kann mal daneben liegen. O-Ton Winterpause 2010/11:

    "Wir sind Siebter, und es wäre dumm, wenn wir nicht versuchen würden, Fünfter zu werden. Absteigen können wir nicht mehr. Wir müssen die Gunst der Stunde nutzen."

    Ich weiß selber noch, dass ich auch dachte: Egal was kommt, diese Saison haben wir wenigstens nichts mehr mit dem Abstieg zu tun. (Und die Fahrt nach Rostock, deren unglückseliger 20. Jahrestag ansteht, war für uns alle auch nur eine Formsache.) Aber was wären wir ohne unsere Irrtümer; vermutlich besser dran. Gruß, C.

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