Und dann war er gestern da, der Moment, an dem der Supermario-Transfer in der Eintracht-Welt zumindest für ein paar Stunden komplett in den Hintergrund gedrängt wurde. Der Klick auf die Eintracht-Homepage war für mich ein echter Schockmoment - schwarzer Hintergrund, großes Hinti-Foto. Hilfe! Sah auf den ersten Blick aus wie ein Nachruf, und der war es dann ja auch, wenn auch zum Glück ein Nachruf der anderen Art. Trotzdem bin ich auch heute noch echt fassungslos, welche Entwicklung die Ereignisse der vergangenen Wochen genommen haben. Alles, was ich lese, sehe, höre verstärkt diesen Schock. Mutmaßungen, Erklärungen, Widersprüche, Hasskommentare, Solidaritätsbekundungen. Als ich mir das Hinteregger-Abschluss-Interview mit Eintracht TV anschaue, schießen Gedanken und Assoziationen durch meinen Kopf, bei denen es mir kalt den Rücken herunterläuft. Auch das obligatorische "Danke, Hinti" auf Instagram darf nicht fehlen. Ok, stopp it. Gehen wir davon aus, dass das, was und wie jetzt kommuniziert wurde, die Lesart ist, mit der alle Beteiligten am besten leben können, und geben wir Martin Hinteregger die Zeit, um sich neu zu sortieren. Vor etwas mehr als einer Woche habe ich hier im Blog geschrieben, dass ich von Herzen hoffe, dass er für sich den richtigen Weg findet, auch falls dieser Weg von der Eintracht weg führt. Das kann ich jetzt nur nochmal ganz fest wiederholen.
Und was war sonst noch:
Wer kann, der kann - und wir können. Wir können zum Beispiel Mario Götze. "Ihr wolltet ihn. Da habt ihr ihn." Textet die Eintracht. Wollten wir? Wenn ich mich so umhöre, ist die Freude über die Verpflichtung tatsächlich überall groß, nur vereinzelt höre ich (hallo Nicole :)) skeptische Stimmen. Ein Zehner. Einer mit Champions League-Erfahrung. Kein Leader, aber auch er ein Held. WM-Held. Und einer, der als Starspieler vorangeht. Oho. Starspieler. Das ist eine Kategorie, die noch relativ jung ist und die wir so bei der Eintracht noch nicht hatten. Ein guter Anlass, mein Fußball ABC wieder zu beleben und um einen Begriff zu erweitern.
Und was ist eigentlich mit IHM, mit Filip Kostic? Filip Kostic bestätigt SGE-Angebot . Filip Kostic vor Wechsel zu Juventus Turin. Transferwende im Fall Kostic. Das ist nur eine kleine Auswahl der Meldungen der letzten Tage. Und es bleibt ein Rätsel wohin sich etwas wendet, wenn es vorher schon wechselnde Richtungen eingeschlagen hatte. Geht Ndicka? Mer waas es net, stattdessen wissen wir, dass Sebastian Polter nicht, Lucas Alario aber sehr wohl kommt. Der ist (noch) kein Held, aber - immerhin - ein Unterschiedsspieler. Wobei der Unterschied, den er in der letzten Saison bei Leverkusen gemacht hat, - hoho - vor allem darin bestand, dass er - anders als Schick oder Wirtz oder Paulinho - meistens auf der Bank gesessen hat. Ist bei uns damit Weghorst vom Tisch? We'll see about that und verfolgen bis dahin weiter die täglich wechselnden Wasserstandsmeldungen. Ich ertappe mich einmal mehr dabei, dass es mir weitgehend wurscht ist, wer kommt, wer geht. Spieler sind, das lehrt uns der moderne Fußball (und das lehren uns die letzten Jahre, Monate, Tage mit der Eintracht) austauschbar, Mal zündet ein Spieler, mal nicht. Mal wird er sogar zum Held. Mal gehen wir einen kurzen Weg gemeinsam, mal dauert er ein paar Monate länger. Am 4. August werden 11 Mann mit dem Adler auf der Brust auf dem Platz stehen, so viel ist sicher.
Apropos 4. August: Für mich ein echtes Dilemma. Seit vielen Jahren ist das Spiel gegen die Bayern das Spiel im Jahr, bei dem ich in der Regel einen Bogen ums Stadion mache. Brauche ich nicht. Und was mache ich jetzt? Ich hatte mich auf einen ruhigen, normalen Saisonauftakt gefreut, aber als Europapokalsiegerfan hat man halt seine Verpflichtungen.
Und dann war da noch:
Das 9 Euro Ticket, das immer noch für Wirbel sorgt. Aus "den Punks", die Sylt erobern, sind jetzt die "9-Euro-Punks" geworden, und gegen die werden auf Sylt Zäune, gegen die Punk-Pinkel-Pause sogar Mauern errichtet. Meine Mutter berichtet mir von einem südhessischen Bekannten, nicht mehr ganz jung und nachweislich kein Punk, der sich ebenfalls am vergangenen Wochenende per 9-Euro-Ticket auf den Weg nach Sylt gemacht hat und elfeinhalb Stunden unterwegs war. In unserer regionalen Straßenbahn hat mir der Schaffner heute schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage kein Ticket verkauft. "Fahren Sie einfach so mit." Echt jetzt? Ja. Dabei hätte die Bahn an meiner regulär bezahlten Einzelfahrt vom Hinterland hin und zurück nach Mainz schon mehr verdient als an einem 9-Euro-Ticket,
In Kassel eröffnet die Documenta und sorgt gleich für einen Eklat. Der Spiegel titelt:"So schön ist Kassel abseits der documenta." Wurde da ein "auch" vergessen oder ist das eine Empfehlung, der documenta fifteen lieber fern zu bleiben?
Teutonia Ottensen ist seit der Auslosung der ersten Pokalrunde auf der Suche nach einem Austragungsort für das Spiel gegen RB Leipzig. Die naheliegenden Optionen St.Pauli und HSV haben abgelehnt. Immerhin scheint sich jetzt ein Gastgeber gefunden zu haben: Der FC Dessau. Nun muss man RB Leipzig wahrlich nicht mögen. Aber ist das nicht ein bisschen albern bzw. stößt diese Verweigerungsfront nicht genau in dieses blöde schwarzweisse Polarisierungshorn, das wir andernorts gerne verurteilen? Ich warte jetzt darauf, dass Dessau für seine Bereitschaft, das Stadion zur Verfügung zu stellen, künftig auch auf irgendeiner schwarzen Liste steht (..kein Wunder, sind ja auch aus dem Osten, die halten zusammen...) Also: Wenn Leipzig anscheinend zum (kann man das so sagen?) "collegium non grata" erklärt worden ist, wäre es doch am besten, wenn alle rechtschaffenen und aufrechten Vereine offiziell einen Ausschluss der Leipziger aus dem Liga-Betrieb beantragen oder - konsequenterweise - auch in der Bundesliga nicht mehr gegen RB antreten.
Nicht vergessen werden darf ein weiterer Starspieler, der zur Bundesliga stößt - womöglich bzw. ganz sicher handelt es sich dabei um einen noch größerern Starspieler als Mario Götze: Sadio Mané (wow!) wechselt zum FC Bayern, bei dem Robert Lewandowski (wie zu hören ist) demnächst dann wohl den Kostic gibt und in Streik tritt.
In Mainz findet in diesen Tagen erstmals nach Corona wieder das Johannisfest statt, mein Lieblingsfest in Mainz. Ich bin kein Fan von großen Events, aber das Johannisfest ist trotz seiner Dimension in Mainz fast so etwas wie ein Familienfest. Mitten in Mainz, im Schatten des Doms und Theaters, beim Bücherflohmarkt nach Fundstücken Ausschau halten, morgens am Rhein Kaffee und abends in einem Gässchen in der Altstadt beim Wein sitzen. Zu Uni-Zeiten fand während des Festes ein Großteil unseres WG-Lebens in diesem Dreieck statt. In diesem Jahr lebt und schwätzt und atmet es wieder, das Johannisfest, wenn auch ein bisschen abgespeckt. Viele Schausteller sind nicht da, weil sie kein Personal haben, um die Stände zu besetzen, ähnlich wie wir es ja auch gerade überall in Kneipen und Restaurants erleben. Wenig Personal heißt auch, längere Wartezeiten. Und so gibt es also nicht nur in den mit Punks beladenen Zügen, sondern auch an den Flughäfen lange Warteschlangen. Alles Nervensache.
Ganz so schlimm wie an einer Tankstelle in Sri Lanka wird es hoffentlich bei uns nicht kommen. Einer kurzen dpa-Notiz in unserer Regionalzeitung entnehme ich, dass in Colombo ein Mann ganze fünf Tage an einer Tankstelle auf Benzin gewartet haben soll. "Er habe fünf Tage lang in seinem Auto gewartet und sei dann am Donnerstag gestorben, teilte die Polizei mit." Mit einem 9-Euro-Ticket wäre das vermutlich nicht passiert.
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