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Championsleague-Auftakt gegen Sporting: Wie Fahrrad fahren

 Na dann, wollen wir mal. Champions League wir kommen!

Vor dem Spiel brodelt es, in der S-Bahn, vor dem Stadion, im Stadion - überall frohe, gespannte Erwartung. Und nach dem Spiel? Da brodelt es auch. Ok, da waren (warum auch immer) einige schon nicht mehr im Stadion. Aber die, die da waren standen alle. Mit erhobenen Schals. Aufrecht wie die Spargel. Schade, dass die Premiere schief gegangen ist, aber kein Grund, der Mannschaft einen Vorwurf zu machen. Hey - warum auch? Wir sind Europacup-Sieger, wir sind Eintracht Frankfurt - und jetzt haben wir ein Spiel in der Champions League verloren. Kein Drama. Noch alles offen - und selbst, wenn wir die Gruppenphase nicht überstehen sollten, sollte das für uns kein Grund zur Verzweiflung sein.

"Das ist halt Königsklasse," ist jetzt überall zu lesen. "Wir zahlen Lehrgeld." Kann sein, ist aber für mich nicht der Kern des gestrigen Spiels. 

Was war das denn?  Das Spiel gegen Leipzig hat mich irgendwie auf dem falschen Fuß erwischt und echt von den Socken gehauen. Wo bitte nimmt die Mannschaft das auf einmal her? Diese Präzision diese Schnelligkeit, diese Spielfreude. Es ist der Wahnsinn. Das war spielerisch mit Abstand das beste Spiel, das ich in den letzten eineinhalb Jahren von uns gesehen habe - inklusive der Europacupspiele. Hatte ich gegen Köln noch gezweifelt, ob und vor allem wie das etwas werden soll - jetzt ist es unübersehbar. Götze und Kamada, die im Mittelfeld die Fäden ziehen,  Sow als weniger spektakuläres, aber unermüdliches Bindeglied, Ndicka auf einmal wieder in bestechender Form. Und dann ist da  ja auch noch the incredible Kolo Muani, in den wir uns alle vom Fleck weg verliebt haben. So einen Spieler habe ich echt lange nicht gesehen. Er macht einfach, ohne Kompromiss, immer nach vorn, immer ins Eins zu Eins und dabei kein Kopf-nach-unten-sich- im Gegner-Festdribbler, sondern mit Blick für das Spielgeschehen, ausgestattet mit schnellem Reaktionsvermögen und unglaublichem Instinkt. Nach wie vor habe ich jedes Mal, wenn er antritt, Bedenken, dass er sich in sich selbst verheddert so viele Beine und Arme sind da unterwegs, aber nix da - alles am richtigen Platz, inklusive Ball, der seinen Weg direkt zum Mitspieler findet.

Jedenfalls: Die Champions League kann kommen. Wenn wir annähernd so spielen wie am Samstag brauchen wir keine Bedenken zu haben, dass wir nicht mithalten können. Das ist wie mit dem Fahrrad fahren: Je länger man fährt, desto besser kommt man ins Rollen. 

Lasset die Spiele beginnen !

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