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Warum es nur auf manche Fragen klare Antworten gibt (und die auch nicht immer)

Heute also Werder. Kaum zu glauben, dass seit dem letzten Spieltag erst zwei Wochen vergangen sein sollen. Erstaunlich, wie viel Leben und wie viele Ereignisse in eine so kurze Zeitspanne passen. Großes, Kleines,   Bewegendes und Bedrückendes,  Erfreuliches und  Aufregendes, Anstrengendes und Überraschendes. Es war noch einmal Sommer. Noch einmal Grillen, bis tief in die Nacht draußen sitzen, noch einmal schwimmen und in der Sonne liegen. Heute regnet es, plitschplatsch, die Luft riecht frisch und gut, die Blätter an den Bäumen fangen an, sich zu verfärben, aus den Weinbergen tönt wieder das plopp plopp der Wein-vor-den-Vögeln-Schutzanlage. Das ist doch auch sehr schön.

Hatten  wir vor der fußballfreien Zeit aka Länderspielpause vermutet, dass die Pause der Eintracht vielleicht – von wegen Blessuren auskurieren – sogar ganz gut tun würde, wissen wir es jetzt besser. Jung und Rode sind zwar wieder zurück, Pirmin Schwegler, unser Kapitän, wird dagegen lange ausfallen. Der scheinbar wieder genesene Alex Meier musste sich nach der ersten Trainingseinheit mit der Mannschaft wieder aus dem Betrieb ausklinken – irgendetwas zwackt, auch wenn - so Armin Veh in der PK vor dem Spiel  - „nichts zu sehen ist“. Johannes Flum steht einsatzmäßig auf dem Kipp. Schröck hat Knie. Und auch Jan Rosenthal, der gegen Dortmund eine so vielversprechende Partie zeigte, fällt mit einem kleinen Muskelfaserriss aus.

Nicht gerade eitel Sonnenschein und trotzdem Zuversicht für das Spiel heute in Bremen. Hey, die Mannschaft, die da heute auflaufen wird, die kann sich sehen lassen. Kein Grund sich zu verstecken oder sich vor Werder in Furcht und Schrecken zu verharren. Barnetta wird sein erstes Spiel  für die Eintracht machen. Wenn er nur annähernd an das anknüpfen kann, was er schon mal konnte – ui, was haben wir da für einen Fußballer. Aber immer schön tranquillo. Sehr gespannt bin ich auch auf Kadlec. Zu schmächtig für einen - hoho - Wandstürmer, trotzdem ein „moderner Angreifer“, der in der Sturmspitze auch die flachen Bälle findet, verarbeitet und seine Mitspieler einsetzt, Referenzpunkt in der Mitte. Einfach gesagt: Ein Mittelstürmer. Hurra. Heute wird er sein zweites Tor für die Eintracht machen.

Die Bremer Stadtmusikanten sind eines meiner Lieblingsmärchen. Wunderbar, wie die armen, geschundenen Tiere, die sich eigentlich spinnefeind sein müssten, zusammentun und gemeinsam dem Leben ein neues Glück abtrotzen. Vor ein paar Jahren waren die Stadtmusikanten das Weihnachtsmärchen am Theater in Mainz. Eine schlichte, aber sehr witzige Inszenierung – Hund, Katze, Hahn, Esel  hatten ausgesprochen putzige Kostüme und vertrieben unter lautem Gejohle der anwesenden Kinder (und mir) die Räuber aus ihrem Haus. Im nächsten Jahr gab es Pinocchio. Auch sehr nett. Hinter uns saß ein Opa mit seinem hibbeligen, kleinen Enkel, der das Geschehen auf der Bühne aufmerksam verfolgte und – je länger es dauerte – immer aufgeregter wurde. Ende der Vorstellung. Die Schauspieler kommen nach vorne. Applaus, Applaus. Nur der kleine Junge hinter uns ist unglücklich und zobbelt an seinem Opa: „Meeeensch. Wo ist denn der Esel?“

Wo der Esel im Pinocchio  geblieben ist, kann ich leider nicht sagen. Aber auf eine andere Frage gibt es eine klare Antwort: „Wo sind denn die drei Punkte?“

Hier kommen sie: Auswärtssieg!
Wo ist denn der Gockel?

Kommentare

  1. Auswärtssieg. Was anderes kommt nicht in den Pinocchio. Da bin ich wie der kleine Bub. Nee, ich bin der kleine Bub. :-)

    Gruß vom Kid

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  2. Da isser der Auswärtssieg und souverän raussgespielt.Jetzt noch etwas aufmerksamer bei den Standards (irgendwas find mer halt immer..)und Bordeaux kann kommen. Ick freu mir....
    Schönen Sonntag vom Schötzi

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  3. Oh wie ist das schön. Auswärtssieg gegen einen Gegner, gegen den meine Eintracht gerne einmal verliert: Angeschlagen & erfolglos. Oh wie ist das schön.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.

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  4. Prophetische Worte, liebe Kerstin, und wie stets die Erwägungen, Erwartungen und Reminiszenzen an- und ineinander gefädelt.

    Bär-nett-a und der Watschlaff - wie schon gesagt ;-) - nicht nur dabei, sondern mitten drin; eine Mitte, aus der im konkreten Fall kein Fluss, wohl aber wunderschöne Tore entsprangen.

    Ja, irgendwie mag ich ganz unlandsmännisch die Bremer Stadtmusikanten auch lieber als die 7 Schwaben. Gesellschaftskritisch mehr zu den Musicis hier:
    http://www.fes.de/forumpug/inhalt/images/BremerStadtmusikanten_001.jpg

    Deine Erinnerung an frühe Theaterbesuche erinnert mich an den Besuch des noch derart kleinen aks im Kaschpertheater, dass er selber keine Erinnerung mehr daran haben kann, indessen, wie Zeugen glaubhaft versichern, einen Zweikampf des mit einem Hammer bewaffneten Kasperles mit dem Tod atemlos so reportiert hat: Kasper Hammer, Tod tot!

    In diesem Sinne, bestens grüßend - Matthias

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    1. Argh. FEIN! Fein an- und ineinander gefädelt!

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    2. Nochmals argh: Bär-net-da wäre besser gewesen :-)

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  5. "Kasper Hammer, Tod tot." Darüber kann man lange nachdenken. Bereits der kleine Zauberer bewegt entdeckt den hermeneutischen Zirkel und dreht sich virtuos in ihm, um ihn zu dekonstruieren. Vive la differAnce.

    Bär-net-da wäre möglicherweise besser, aber weniger richtig. Denn unzweifelt ist Bar-net-net-da, sondern da, also Bär-da-da. **wirr**

    Sieg! K.

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  6. Okay, lass uns Bär-nett-da sagen: wie schön, dass er da ist. Phantastischer Teamspieler, der zudem eigene Akzente setzen kann, intelligent spielt und mit der nötigen Übersicht - beeindruckend, ein Glückstransfer.

    Wobei ... die Souveränität der Siege gegen 3xB Brauschweig, Bremen und Bordeaux lässt schon beinah etwas ratlos zurück. Alle etwas in der Krise, wo sich meine gute alte Diva sofort erbarmt hätte. Diese Neue Eintracht erbarmt sich nicht. Die gewinnt einfach. Und sie gewinnt wunderschön. Was tun?

    Der hermeneutische Zirkel ist mir übrigens neulich runtergefallen und in tausend Stücke zersprungen. Geht mir besser seither.

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