Gestern morgen habe ich in der Zeitung eine überraschende Notiz gelesen. Es wurde berichtet, dass Autofahrer irgendwo im Hessischen sehr irritiert waren, weil vor ihren Autos plötzlich ein Huhn über die Straße lief. Nicht das Huhn selbst war Auslöser der Irritation, sondern seine Bekleidung: Es trug eine Warnweste. Vor Lachen habe ich fast den Kaffee, den ich im Mund hatte, über den Tisch verspritzt. Huhn mit Warnweste. Man stelle sich vor: Ein Huhn, das seinen morgendlichen Ausflug plant und vorher noch die Warnweste überzieht. Sicherheit muss sein. Und (schon mit einem Gedanken in einem nachfolgenden Zoom-Call mit Kolleg'*innen aus Londen) höre ich das Huhn sprechen: "What is wrong with wearing a high-visibility vest?"
Was dann folgte, war ein sehr stressiger Tag, an dem zwischendurch immer mal wieder die Hühner mit ihren Warnwesten durch meinen Kopf gegeistert sind. Und dann war Wochenende. Freitagabend. Die Eintracht spielt zuhause gegen Bielefeld. Ok, Bielefeld überraschend stark und nicht der sowieso schon feststehende Absteiger, den alle irgendwie erwartet hatten. Zuletzt nicht mehr verloren. Ganz so easy wird das nicht, dachte ich, aber - heey - gegen Bielefeld werden wir am Ende dann doch und sogar recht deutlich gewinnen. Kostic und Trapp sind zurück, das ist gut. Hinti zurück in der Startformation (war er nicht eben noch angeschlagen?), Hase B auf der Bank. Nun gut. Und während ich mich grade noch wundere, dass ich zwei Adlerfreunde auf den leeren Rängen im Stadion entdecke, fällt auch schon das erste Tor. Für die Arminia. Ooops. Aber ein so frühes Tor, denke ich, lässt sich doch leicht noch kompensieren. Wir haben ja noch ein ganzes Spiel vor uns. Wir sind die legendären Come-Back-Boys. Eintracht - Frankfurt - tönen im Hintergrund die einsamen Rufer im Wald-(Stadion). Als Jesper Lindström jetzt schon im dritten oder vierten Spiel in Folge eine, na ja, 95 %ige Torchance vergibt und den Ball statt ins Tor über die Latte befördert, fange ich an, ein wenig nervös zu werden. Wir sind feldüberlegen, aber bringen die Bielefelder nicht wirklich in Bedrängnis. Immer wieder können sie ihr Spiel aufziehen. Hinti ist leider ziemlich neben der Spur. Ein wunderbares Anspiel des Bielefelders Wimmer verlängert Schöpf mit der Brust. Keine Chance für Trapp. 0:2. Nochmal oops.
Großes Aufbäumen nach der Halbzeit? Na ja. Hinteregger wird erlöst, Hasebe kommt. Der Ball läuft soweit gut durch unsere Reihen, aber sobald wir anfangen, Druck aufzubauen, das Tempo zu verschärfen, geht er verloren. Kein Kampf? Doch, doch. Orgendwie. Alle setzen nach, scheinen sich reinzuhängen, aber die Überzeugung in den Gesichtern, die Körperspannung fehlt. Ein schlechter Tag. Kommt vor, aber irgendwie sieht das im weiteren Fortgang des Spiels ein bisschen egal aus. Hier mal ein Sprint an der Außenlinie, da mal eine Flanke vors Tor, keiner da, na gut. "Heute schießen wir kein Tor mehr", appt ein Adlerfreund. Und genau so ist es. Nie das Gefühl, dass wir nochmal rankommen und dem Spiel eine Wende geben können. Im Stadion inzwischen nur noch die Rufe des Bielefelder Trainers. "Hintermann." "Raus." Noch eine 100ige, die Borré vergibt. Noch ein bisschen hin und her. Aus.
Wir haben verloren. Sicher geglaubte drei Punkte. Zuhause gegen Bielefeld. Und wie so oft suche ich die "Schuld" für eine Niederlage der Eintracht auch bei mir selbst: Zu früh in den Euphorie-Modus geschaltet? Zu schnell die Zweifel unterdrückt? Zu viel Schadenfreude beim Pokal-Aus von Gladbach und Hütter? Wer weiß.
Und da fallen sie mir wieder ein: Die Hühner mit ihren Warnwesten. Vielleicht sollten auch Adler sich vorsorglich auf mögliche Gefahrensituationen einstellen. In jedem Adler steckt ein Huhn. Und das Huhn im Adler sollte immer gewärtig sein, dass es auch schief gehen kann. Ehrlich, "what's wrong with wearing a high-visibility vest?"
PS: Inzwischen weiß ich auch, dass Warnwesten für Hühner fast so was wie ein Standardprodukt sind. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen in pink und gelb - da sollten Adler-Maßanfertigungen in rotundschwarz doch kein Problem sein. Aber bitte folgenden Hinweis berücksichtigen: "Die Warnwesten sind nicht als Pyjamas geeignet und sollten deshalb nachts abgenommen werden."
Nach dem schönen und verdienten Sieg über Westham habe ich im Internet gestöbert und festgestellt, dass in deinem Blog sich seit Januar immer noch nichts getan hat. Allmählich mache ich mir Sorgen.
AntwortenLöschenIch hoffe, dass du nur ziemlich anderweitig beschäftigt bist und es keine schlimmere Ursache deiner Blogabstinenz gibt.
Vielen Dank für die Nachfrage, lieber Mark. Ja, ich wundere mich selbst, wie lange mein letzter Eintrag schon her ist - zu viel zu schreiben, zu viel Welt, zu viel Eintracht-Gefühle-Durcheinander im Kopf - und bei all dem auch das Gefühl mit diesem Blog ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein. Liest hier überhaupt noch jemand mit? Du ermutigst mich immer wieder zum Weitermachen - vielleicht ja auch in neuer Form und mit anderem Fokus (die Domain dafür habe ich mir schon mal gesichert). Und wg. Eintracht: In den nächsten Tagen gibt es hier was, I do my very best. Europapokalsieger - wir!
Löschenlg Kerstin
Wir, Eurobbaboggaalsieger, kann ich bestätigen.
LöschenNet schlecht, oder? Matthias aka ak
Hallo lieber Zauberer, wie schön etwas von Dir zu hören 😊vielen Dank fürs Piep sagen ... Cupsieger... jaaa das ist nicht schlecht - und es ist tatsächlich wahr. Wir! - ich bin meeega gespannt wie es weitergeht. Trotzdem sind meine Eintrachtgedanken im Moment leider nicht ausschließlich euphorisch (ich hadere deshalb mit mir selbst)... werde versuchen, mich den Sommer über an die neue supermegagalaktische Helden-Eintracht heranzuschnipseln.
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