Das neue Jahr hat Fahrt aufgenommen. Wir befinden uns in einem eher fortgeschrittenen Stadium der Winterpause, am Horizont erscheint
bereits die Vision des ersten Heimspiels gegen Hertha. Und siehe da:. Vor einer Woche war das Entsetzen noch groß. - Alexander Madlung. Tobias Weis. Ein
weiterer Konditionstrainer. Gute, alte Bekannte von Armin Veh. Du liebes bisje. - Kaum befindet sich die
Mannschaft in der Wüste - also dort, wo der mitgereiste, hochkarätige Eintracht-Tross gerade auf
dem Sprung ist, die "Märkte in Asien" zu erobern (wollen wir hoffen, dass zumindest der Schriftzug "Eintracht" künftig nicht auch in "japanischer, chinesischer oder koranischer Sprache" erscheint) – kaum dort also, zeigt sich alles in einem deutlich verklärteren Gesicht. Klare Ansagen, knackige Trainingseinheiten - das wird schon.
War doch eigentlich klar: Januar - die
Zeit der Castingshows hat wieder begonnen – DSDS, Topfmodell, Bachelor - und im Kampf um bleibend hohe
Einschaltquoten wollen wir da natürlich mitmischen. Demokratisch neue Spieler von der Facebook-Community
wählen lassen?
Hätte man überlegen können, stattdessen
haben wir lieber die Idee übernommen, einigen andernorts - z.B. beim "Supertalent" - bereits ausrangierten
Kandidaten in unserem Format – sprich: Abstiegskampf - noch mal eine Chance zu geben. Wir
veranstalten ein Spieler-Casting – holen kostengünstige Spieler und
fangen erst danach an zu sortieren. Je nachdem, wie der Einzelne performt, kommt
er in den Recall, dort können wir dann sehen, ob er „immer alles gibt“, in bedrängter Situation (die hohen Töne)
trifft, auch unter Druck überzeugt und ein Teamplayer ist. Falls nicht, wird er wieder aussortiert
- und der Rest schafft es dann in die Live-Shows.
Vom ersten Moment des Trainingslagers an
sind wir voll im Bild und in Facebook, im Forum und auf Eintracht TV dabei.
Warum vermisse ich nur trotzdem die wunderbaren Trainingsberichte von Enkhaamer
und Exil-Bischemer im Eintracht-Forum?
Eine täglich neue Bilderflut. Hotelflure,
in denen locker ein Hundertmeter-Lauf
mit sieben Teilnehmern ausgetragen werden könnte, riesige Hotelkomplexe, Protzbauten mit Blick aufs
Meer, vergoldete Badezimmerarmaturen,
blattgoldverzierte Kaffeetassen, mehr
oder weniger gut gelaunte Spieler und natürlich jede Menge Bilder und Clips vom Training.
Alexander Madlung (Blasen am Fuß) steht – wie einst Heiko Butscher - im Gespräch mit dem Trainer - am Rande des Trainingsgeländes. Tobias
Weis, der in Schwäbisch Gmünd im Haus neben einer Stadion-Adler-Freundin
aufgewachsen ist, und im rotundschwarzen
Trikot noch ein bisschen …ähem… kleiner aussieht als er ohnehin ist, zeigt
zumindest Humor. In Abu Dhabi vor leeren
Rängen spielen? „Kein Problem, das kenne ich ja aus Hoffenheim.“
Ei, wie sympathisch, da hat sich die Verpflichtung doch fast schon
gelohnt. Ist doch gut, wenn wir mehr
Alternativen haben und der Konkurrenzkampf im Team verstärkt wird. Der neue Interimskonditionstrainer zeigt den
Jungs, wo konditionsmäßig der Hammer hängt. Da
lacht der Schweinehund, der innere. Lakic hat zwar keine Konditionsprobleme, nützt ihm aber nix, denn er ist – wie es heißt - sowieso schon so gut wie aussortiert. Ex-Wunschstürmer Kadlec muss mehr Biss zeigen. Marco Russ zeigt ihn schon, Djakpa (huch) ist auf links gesetzt,
was vielleicht heißen könnte, das Basti mit den schönen Augen den Weg allen
Occéans geht (= erst mal so schnell keine Chance mehr bekommt und über kurz
oder lang keine Alternative mehr ist). Bamba Anderson und Geburtstagskind Alex Meier müssen zumindest mit dem
Anfangsverdacht des Weicheis leben, im Testspiel gegen Schalke haben wir - sehr schön über rechts Jung, Aigner, Joselu - zwei fein herausgespielte Tore
erzielt, am Ende dann doch 3:2 verloren.
Das macht uns Hoffnung. Seppl Rode geht
jetzt also tatsächlich im Sommer zu den Bayern, was die einen nachvollziehbar
finden, die anderen eher nicht, was aber
so oder so aufs selbe raus kommt.
Und auch hier in Deutschland gibt es genug Abu und Dabbi. Thomas
Hitzlsperger ist schwul und stößt eine Diskussion an, in der alle sich
gegenseitig versichern wie wichtig sie das Outing und wie selbstverständlich
sie schwule Fußballer finden – nur die anderen, die halt nicht. Bei uns im Ort kommen die
Sternsinger auch in diesem Jahr ohne Balthasar. Bloß kein Black Facing nirgends,
zumal in Mainz, wo wir so lustig sind, dass wir das Logo des singenden Dachdeckermeisters Ernst Neger nicht mehr lustig finden. Macht aber nichts, denn jetzt steht sowieso endgültig fest, dass
mit der Gegenwart nicht viel los ist und
sie einfach die Vergangenheit der Zukunft ist. Diesem unglaublichen Phänomen sind
Wissenschaftler auf die Spur gekommen, die im Netz nach Zeitreisenden gesucht haben, die aus der Zukunft kommen und in der Vergangenheit – also der Gegenwart - Spuren hinterlassen. Ergebnis: Es gibt keine, was aber daran liegen könnte,
dass die Zeitreisenden zwar da sind, aber keine Spuren hinterlassen.
Das erinnert mich an „lol my Thesis“. Unter diesem Link kann man im Netz nachlesen,
wie Studenten und Akademiker ihre Abschlussarbeit, auf die sie häufig
mehrere Jahre verwendet haben, in einem Satz zusammenfassen. Z.B.: „Menschen, die es mögen hypnotisiert zuwerden, tendieren dazu, Hypnose zu mögen.“,
was irgendwie einleuchtet und mich dazu inspiriert hat, das auch mal mit der
Winterpause zu versuchen. Also:
„Es werden nie die Spieler geholt, die wir gewollt hätten, stattdessen
andere. Am Ende spielen dann nicht die anderen, sondern die, die vorher auch gespielt haben.“
lol my Winterpause. "And now everybody!" (Thomas Pynchon)
Dieser Eintrag gefällt mir, haha...
AntwortenLöschenIch kann nur sagen: Ich sehe und erlebe mal wieder alles wie du, nur fehlte mir bisher der schwarze Humor, wenn man es so nennen sollte. Oder Sarkasmus oder so?
In Erinnerung an unsere Bordeaux Fahrt habe ich mir einen selbigen Wein heute gegönnt.
„Es werden nie die Spieler geholt, die wir gewollt hätten, stattdessen andere. Am Ende spielen dann nicht die anderen, sondern die, die vorher auch gespielt haben.“
Das sagt doch alles... Leider.
A plus
Nicole
Hach ja, sprichst mir wieder mal aus der Seele. My Winterpause - also my eigene - war ja net so zum Lachen. Aaaber, steh auf Strickjäckchen, und bin doch tatsächlich fündig geworden, mal wieder *g*.
AntwortenLöschenNur, wo gibts denn diese Alternativlose? Hab nix gefunden, dafür aber diesen annern Unfug, aka absolute Wunschsturmmittelfeldinnendingens, in-fla-tionär.
Nur kein Übermut jetzt :-)
Ich weiß gar nicht mehr, welche Spieler ich will. ;-) Wenn die neuen da sind, merke ich nur, dass sie nicht meine erste Wahl gewesen wären. Und das sind sie dann manchmal auch für den Trainer nicht. Es ist auch schwierig, eine Mannschaft zu verstärken, die in der letzten Saison 6. geworden ist, wenn man nur mit der Geldbörse eines 11. einkaufen gehen kann. Wenn man da nichts im Ausland auftut, bleiben eben nur die "Angebote", "Gelegenheiten" und "Schnäppchen" in den hiesigen Auslagen. :-)
AntwortenLöschenEin sehr schöner, fast schnipseliger Eintrag übrigens!
Gruß vom Kid
@Nicole: Fränggisches Bier ist auch nicht schlecht,,,
AntwortenLöschen@Sarroise: Wünsch dir sehr, dass der Rest des Jahres die Einschränkungen der Winterpause mehr als wieder ausgleicht. Wg. Strickjäckelsche - dann hast du dich also über die verpasste Chance in Bordeaux hinweggetröstet? Kann man sich fürs Leben merken: Kommt Zeit, kommt Strickjäckelsche ,-)
@Kid: Ich weiß auch nicht unbedingt, welche Spieler ich will, aber ich weiß ziemlich genau, welche ich nicht will. Und ich bilde mir ein, dass es - statt Spieler erstmal zu holen und dann zu kucken, ob man sie brauchen kann - effizientere Methoden geben müsste, herauszufinden, ob ein Spieler zumindest die Chance hat (ins Konzept, ins Spielsystem) zu passen. . Das ist wie wenn man Wühltisch erstmal gar nicht so genau hinkuckt, was da alles so liegt, sondern nur das Sonderangebotsschild sieht, seinfach schaut, was man zu fassen kriegt, es sich dann genauer besieht und im Zweifelsfall wieder in den Pool zurückwirft. Umgekehrt sollte es, wenn man einen Spieler aufgrund bestimmter Qualitäten unbedingt gewollt hat, es auch möglich sein, ihm dabei zu helfen, diese Qualitäten auch im neuen Umfeld zum Tragen zu bringen statt ihn - bei Nichterfüllung der iin ihn gesetzten Hoffnungen - zeitnah mit Nichtachtung bzw. Verbannung zu bestrafen.
Mal ehrlich ,-): Schade, dass wir nicht vier Wochen früher gemerkt haben, dass wir in der Sommervorbereitung Fehler gemacht haben - dann hätten wir uns die Verstärkungen vielleicht ganz sparen können? Sache gibt's...*g
Nix als Schnipsel wohin man schaut :)
Danke euch sehr für eure Anmerkungen - und freu mich jetzt schon auf den Sieg gegen Hertha!
Grüße in alle Richtungen, K.
Quintessenz as Quintessenz can be. Großartig, Kerstin! Und damit auf ein neues Jahr & endlich mal einen Heimsieg.
AntwortenLöschenViele Grüße & weiterhin sichere Straßen, Fritsch.