Januar
Zum Jahreswechsel schlägt es nicht nur 12, sondern auch
gleich noch 13. Ich starte hoffnungsvoll und wild entschlossen ins neue Jahr, während die Eintracht auch das Jahr 2013 beginnt wie es seit einigen Jahren gute
Tradition ist: Sie nimmt am Hallenturnier in Höchst teil und scheidet frühzeitig
aus. Kümmert aber keinen so richtig, 30 Hinrundenpunkte strahlen hell und
freundlich, Armin Veh wird vom Kicker zum Trainer der Hinrunde gekürt, Alex
Meier zum besten Spieler und Seppl Rode zum „Rookey oft the year“. Der Weg nach Europa führt zunächst übers
Trainingslager in Abu Dhabi, wo auch
ohne Sand im Getriebe alles abbudabbisch läuft und ist. Der
Winterschlussverkauf sorgt täglich für neues Gemurmel. Kurz vor
Wintertransferschluss kommen weder Igor
die Camargo noch Gojko Kacar, stattdessen Sdrjan Lakic, der ebenfalls schon
lange gerüchteweise gehandelt wurde. Benni Köhler – alles, alles Gute! - verlässt die
Eintracht in Richtung Kaiserslautern. Marco Russ kehrt aus Wolfsburg zur
Eintracht zurück, bekundet hohen Respekt vor dem in der Hinrunde geleisteten,
will aber den Kampf um einen Stammplatz annehmen: „Ich werde nicht den Hut einziehen.“ Armin „bleibt er, oder
bleibt er nicht?“ Veh erstickt jeden
Zweifel an der Transferpolitik der Eintracht im Keim: „Wir denken uns schon was, bei dem was wir tun.“ Was genau das ist, lässt er vorerst offen.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf – das gilt auch bei
den Heiligen drei Königen. Die Sternsinger, die Anfang Januar bei uns durchs
Ort ziehen, kommen ohne Balthasar. Vielleicht haben aufgeklärte Eltern
Einspruch eingelegt, weil ein schwarz angemaltes Gesicht dem Rassismus Tür und
Tor öffnen würde? Apropos Tor: Zum
Rückrundenauftakt verliert die Eintracht in Leverkusen , damit doch noch ein
Funke sprüht, fliegen aus dem Eintracht-Block Leuchtraketen aufs Spielfeld.
Nach dem 2:1-Heimsieg gegen Hoffenheim wird Kevin Trapp hier im Blog bereits zum fünften Mal in der laufenden Saison zum Spieler der Stunde gekürt. Wow. Was die Zukunft bringen mag wissen wir jedoch
ebenso wenig wie Lewis Holtby, der am 27. Januar noch keine Ahnung hat, ob er
Schalke verlässt und am 28. Bereits im Flieger in Richtung Tottenham sitzt.
Am 14. Januar feiert Alex Meier seinen 30. Geburtstag.
Februar
40 Punkte, das ist die Marke, die die Eintracht möglichst
schnell knacken möchte – auch deshalb, weil dann der Herr Veh ernsthaft
anfängt zu überlegen, ob er seinen Armin unter die Vertragsverlängerung setzt. Paukenschlag zum Einstieg: Srdjan „de“ Lakic
feiert am Samstagabend beim Auswärtsspiel in Hamburg wie einst Martin Fenin
eine überaus gelungene Premiere. Ich sitze als Mickey Mouse verkleidet in einer
dörflich-fastnachtlichen Kappesitzung,
während die SMSe bei mir eintrudeln. 1:0 Lakic. 2:0. Nochmal Lakic. 36 Punkte.
Helau!
Anfang des Monats fängt es an zu schneien. 1860 München kommt
– vielleicht von romantischen Gefühlen inspiriert – auf die clevere
Marketingidee beim Spiel gegen den TSV Ingolstadt einen „Ladies Day“ zu
veranstalten. Die Damen treffen sich vor dem Spiel gemütlich im Separée,
schlürfen einen Prosecco und können ganz entspannt bei einer Kosmetikberatung
ihre putzigen Frauengespräche führen, bevor sie sich zu den wilden Männern in
die Arena begeben und die muskulösen Männerkörper bei ihrer schweißtreibenden
Tätigkeit beobachten. Frauenquote.
Ein lieber Freund aus Studi-Zeiten ist Ende vergangenen
Jahres plötzlich und viel zu früh verstorben. WG-Treffen. Melancholisches,
traurig-frohes, schwätzig-trunkenes Wiedersehen. Freunde.
Zuhause kommt die Eintracht (nicht nur) in dieser Rückrunde nicht so
richtig in Fahrt, Europa rückt auf einmal wieder in weitere Ferne. Die Diskussion um die Veh-Verlängerung nervt. Im Vorfeld des Spiels gegen Nürnberg beantworte ich
den Blogger-Kollegen von Club United ein paar rotundschwarze Fragen zum Spiel. Vor
dem Anpfiff sind wir zu einem Geburtstagbrunch irgendwo im Limburgischen geladen.
Bei Eis und Schnee fahren wir durch eine
idyllische Landschaft, erst zur zweiten Halbzeit sind wir im Waldstadion und
verpassen leider die Verabschiedung von Benni Köhler. Das Stadion gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Polizeikordons. Reiterstaffeln.
Abgesperrte Durchgänge. Im Käfig separierte Clubberer. 200 Kilogramm Feuerwerkskörper,
die angeblich sackweise ins Stadion geschmuggelt werden sollen, erfordern
besondere Maßnahmen. Das Spiel endet 0:0. 37 Punkte.
In der Halbzeit des Spiels der Eintracht in Dortmund ist
gemäß Bruno Hübner „das Déja vu ähnlich“ wie beim Hinspiel, will heißen: Der 2:0 Rückstand der Eintracht erinnert an
das damals gleich lautende Halbzeitergebnis. Am Ende steht eine klare Niederlage. Ähnlichkeiten mit tatsächlich
existierenden Déja vus waren also rein zufällig.
Papst Benedikt tritt zurück. Ein erstaunlicher Vorgang, der für Diskussion sorgt: Darf der das? Präsidenten, Politiker, Aufsichtsratsvorsitzende, Trainer, ja klar – aber der Papst? Ob er gewählt wird, Bücher über Jesus schreibt oder zurücktritt – er kann es halt keinem recht machen.
Papst Benedikt tritt zurück. Ein erstaunlicher Vorgang, der für Diskussion sorgt: Darf der das? Präsidenten, Politiker, Aufsichtsratsvorsitzende, Trainer, ja klar – aber der Papst? Ob er gewählt wird, Bücher über Jesus schreibt oder zurücktritt – er kann es halt keinem recht machen.
Falco hat in diesen Tagen seinen 15. Todestag. Annette
Schavan, Bundesbildungsminsterin, wehrt sich gegen Plagiatsvorwürfe, lässt
ihren Doktortitel trotzdem vorläufig ruhen. Drah di net um, schau schau der Kommissar geht
um.
März
Nach einem Unentschieden in Freiburg und einer Heimniederlage gegen Gladbach ist die Eintracht inzwischen bei 38 Punkten angelangt. Der März
steht im Zeichen der endlich zu überspringenden 40-Punkte-Hürde. Zu diesem Zweck wäre es überaus hilfreich, wenn wir ab und zu mal wieder ein Tor schießen. Mit Adlerfreundin Nicole und ihren Töchtern Zoë und Rosa fahre ich zum Auswärtsspiel nach Hannover. Wir fahren bei Sonnenschein am Waldstadion los und landen in einem verschneiten Eiskeller, es fallen keine Tore, nachts
schlittern und rutschen wir über die Autobahn zurück. Arrgs. Gut gegangen. 39
Punkte.
Für einen Fußballer gibt es viele Möglichkeiten sich eine
Verletzung einzufangen. Der Spieler Blättel hat sich einst im Bett gezerrt,
Markus Pröll stürzte bei einem Freundschaftsspiel auf der Flucht vor einem
autogrammjagenden Kind. Kevin Trapp verletzt sich bei Dreharbeiten zu einem
Werbespot mit der Nationalmannschaft.
Ostern liegt in diesem Jahr besonders früh. Unser Bedarf an
Rumeiern ist trotzdem schon vorher gedeckt. Am 25. März ist es soweit: „Veh wird seine
Entscheidung heute bekannt geben.“ Daumen hoch? Alles Glück dieser Welt steht
uns offen. Daumen nach unten? Wir
stürzen in tiefe Verzweiflung. Davon bleiben wir zum Glück verschont. Veh
entsagt dem schnöden Mammon, hat mit sich gerungen und uns seines Bleibens für
wert befunden. Hurra. Prompt springt die Eintracht. Mit Oka im Tor gewinnen wir in Fürth. 42 Punkte. Endlich.
Die EU rettet Zypern, ob es will oder nicht.
April
Für die Einen ist Europa jetzt fast schon abgemachte Sache,
die Anderen wittern immer noch den nahenden Einbruch. Die Bayern kommen. Ein
altes Mickey Mouse-Zitat von Uli Hoeneß wird aus der Versenkung gezogen. Die
Eintracht-Maus will die Meisterschaftsfeier der Bayern im Waldstadion trotzdem verhindern.
Klappt nur fast und ich erlebe also live und in Farbe wie Jupp Heynckes auf den
Schultern durchs Waldstadion getragen wird. Nach der 2:0-Niederlage und einer
eher unterirdischen Leistung in Augsburg, brauchen wir (Veh) „nicht mehr von
Europa zu sprechen“, nach dem Heimsieg gegen Schalke dann doch. Marc Stendera
bestreitet sein erstes Bundesligaspiel von Anfang an, Oka hält auch das, was
nicht zu halten ist. Die Eintracht siegt mit 1:0, holt den 398. Heimsieg ihrer Bundesligageschichte
und steht punktgleich mit Freiburg auf Platz 6. Parallel zum Endlagersuchgesetz
auf Bundesebene tritt in Frankfurt das
Pro-Eintracht-in-Europa-Realisierungsgesetz in Kraft.
Fast zufällig zappe ich in die letzten Minuten des
Champions-League-Spiels der Dortmunder gegen Malaga. 89. Minute. Die Dortmunder
liegen hinten und es war dann wohl nix mit dem Halbfinale. Denkste. In den 4
Minuten der Nachspielzeit fallen noch zwei Tore. Es ist der Wahnsinn. Der
frisch verpflanzte Haarschopf von Jürgen Klopp weht im Wind.
Vor dem Spiel der Eintracht in Mainz muss unser Katerle
notoperiert werden. Am Sonntag
vorsichtige Entwarnung. Alles gut. Er wird es packen. Am sonntäglichen Spieltag ist in Mainz
einiges geboten. Am Schillerplatz findet eine Hochzeitsmesse statt. Zusammen
mit Nicole, die per S-Bahn nach Mainz gekommen ist, erwarte ich die per Schiff anreisenden Eintrachtler am Landungssteg. Huhu Petra, Kine, Beve, Pia, Sabrina, Renate,
Sabine. Wir klinken uns in den Eintrachttross ein, werden direkt in
bereitstehende Busse expediert und von Polizeiautos eskortiert zum Stadion
verbracht. Das Spiel entspricht den auf
den Sitzen bereitgelegten Klatschpappen. 0:0.
Auch ohne NSA gibt es immer weniger Geheimnisse in der Welt:
Das Innere der Worscht ist nicht länger unerforscht. Dank einer jetzt möglichen
DNA-Sequenzierung, die von der Humangenetik auf die Worscht-Genetik übertragen
wird, können auch Kleinstpartikel molekular rückverfolgt werden. Lecker. Oder
um es mit Oli Kahn in der Grillwürstchen-Werbung zu sagen: „Mann, bist du ne
Wurst.“
Apropos Wurst: Uli Hoeneß gerät durch Selbstanzeige ins
Visier der Steuerfahnder. Sauber, Mann.
Bei einer Abifeier im Frankfurter Grüneburgpark kommt es zu einem Großeinsatz der Polizei: „Die meisten Jugendlichen waren betrunken.“ Na so was.
Der Frühling kommt jetzt mit Macht. Vögel zwitschern, die
Sonne bricht durch, die schwarzundweiße Katze und das wiederhergestellte Katerle wälzen sich im Gras. Die ersten langen
Nächte draußen, mit dicken Jacken unterm Sternenhimmel. Schön.
Mai
Die Sonnentage haben
uns mutwillig und bösartig hinters Licht geführt. Nichts ist es mit Frühling. Anfang
Mai sind bei eiskalten Abendtemperaturen trotzdem knapp 500 Zuschauer beim historischen
6:3-Public Viewing im Waldstadion. Noch Ende Mai ist es kalt und regnerisch.
Alex Meier. Er macht das 1:0 gegen Düsseldorf und als die
Fortuna zehn Minuten vor Schluss den Anschlusstreffer erzielt, legt er noch
eins nach. Toooooor. 49 Punkte, Platz 5, einen Punkt vor Freiburg. Fast, fast,
fast haben wir es geschafft. Wir schreiben den 4. Mai 2013. Die Eintracht
gewinnt ihr 399. Heimspiel in der Bundesliga.
Bei der Auswärtsfahrt nach Bremen ist das Mitsichtragen von
Xylofonen ausdrücklich verboten. Das ist sehr bedauerlich. Denn – wie jeder
weiß – ohne Xylofon, dann auch noch auswärts - ist das Siegen fast unmöglich. Mit einem Dreier könnte die Eintracht heute
Europa klar machen, aber an diesem Tag ist der Wille der Werderaner, nicht
abzusteigen, größer. Mit dem 1:1 gegen uns sichert Bremen sich den
Klassenerhalt. Thomas Schaaf erklärt danach seinen Rücktritt.
Das entscheidende Spiel gegen Wolfsburg. Hamburg darf nicht
gewinnen, wir müssen mindestens punkten. Chaos bei der Anfahrt. Wäldchestag.
Parke irgendwo mitten im Wald, hechele ins Stadion. Die Wolfsburger führen
schnell mit 2:0. Per Elfer schafft Meier vor der Halbzeit noch den Anschluss
85. Minute. Wir liegen immer noch 2:1 hinten, in Hamburg noch Nullnull, wenn
jetzt dort ein Tor fällt, alles aus. Der
Videowürfel bringt die Erlösung: Kießling erzielt beim HSV das 1:0. Das Stadion
explodiert, ein einziger Schrei, wilde, hüpfende, kreischende rotundschwarze
Tumulte. Der Ausgleichstreffer durch ein Eigentor von Rodriguez. Schlusspfiff. Unfasslicher,
grenzenloser, überwältigender Jubel. Das Stadion hebt ab. Europacup in diesem Jahr. Unglaublich.
Mit dem Ende der Saison wird auch die Wahl zum Spieler der
Stunde ad acta gelegt. Seit der Saison 2008/09 wurde sie zunächst im Blog von
Kid Klappergass, dann hier im Blog durchgeführt. Das Umfragetool funktioniert nicht mehr
richtig, die Beteiligung an der Umfrage geht zurück, der regelmäßige Aufwand
für die ausführliche Auswertung ist nicht mehr zu schaffen. Alla, dann. Aus die
Maus. Schade.
Bei strahlendem Sonnenschein erleben mein Mit-Adler und ich Rhein-Romantik - zunächst in der Ausstellung in Wiesbaden und dann live vor Ort. Glitzernd
hüpfen Sonnentupfen über den Strom. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenDie Schnipsel. Da sind sie wieder. Gut gemischt und grandios gelungen. Ich freu mich auf die Fortsetzung.
AntwortenLöschenLGvK
Da hat Kid recht: schön, dass es wieder "schnipselt". Ein spannender und spaßiger Weg durchs Jahr und das nicht nur einträchtlich. Freue mich auf mehr. Gruß, C.
AntwortenLöschenIch freue mich auch über die Schnipsel. Schön, dass du das Jahr noch mal vorüber passieren lässt. Freue mich ebenfalls auf die Fortsetzung!
AntwortenLöschenLG Nicole
Eine wesentlich gelungenere Jahreszusammenfassung als so manche in diversen Printmedien.
AntwortenLöschenDANKE!!!
Freu mich, dass euch die Schnipsel gefallen - danke für eure Zeit, fürs Lesen und Kommentieren und Verlinken - ich bin guter Dinge, dass der Rest des Jahres noch folgt bevor das neue Jahr wieder Fahrt auf nimmt *g (Merkwürdiger Weise - oder vielleicht auch nicht? - kommt es mir immer so vor, als ließe sich der erste Teil des Jahres einfacher verschnipseln Liegt vielleicht daran, dass sich die Materialfülle mit etwas Distanz besser bündeln lässt. Kann ja nicht um Vollständigkeit gehen, ist eher so etwas wie ein impressionistisches Tupfen ,-).
AntwortenLöschenZwischenjährliche Grüße in alle Richtungen, K.
Mein erster und (hoffentlich) einziger bisher wahrgenommener Rückblick.Vielen Dank,hatte einiges schon wieder abgelegt unter der Rubrik:"Weißt du noch,damals?" Dieses Fanleben ist so schnelllebig wie das Geschäft.Komm gut hinein,die guten Wünsche gibt's im nächsten Leben..äh Jahr.
AntwortenLöschenYep. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selbst überholen. Und deswegen freu ich mich drauf, wenn du in diesem (also dem neuen) Jahr weiterhin ab und zu hier anhälst :)
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